die lange Reise nach Tara

Endlich können wir nun den Kanonenkoffer am Flughafen in Belgrad in Empfang nehmen. Man hat uns die Konfetti Kanonen allerdings nicht mitgeschickt, sondern einfach kommentarlos aus dem Koffer entnommen und vermutlich mit Alkohol und anderen konfiszierten nicht erlaubten Gegenständen in der all monatlich afterwork Party der Zollbeamten am Dortmunder Flughafen ordnungsgemäß mit viel Spaß und lauter Musik beim abfeuern derselbigen vernichtet. Wenigstens hatten die Ihren Spaß mit meinen Konfetti Kanonen.

Wehmütig denke ich an die Rohrkrepierer, die ich ersatzweise zu meiner Party hatte. Das Hotel hatte versucht zu retten was zu retten ist und mir 3 sündhaft teure Konfetti Kanonen mit goldenen Herzen aus irgendeinem Laden kurzfristig besorgt - 15€ das Stück, handverlesen verteilt an meine besten Freunde in der Hoffnung dies wäre gut investiert, um leider festzustellen, das Keiner in der Lage war diese Konfetti Kanonen zu zünden und somit meinen wochenlang geprobten Auftritt zu einer offenkundigen Blamage zu machen.

Ich denke einen Moment darüber nach nun den Kontakt zu ihnen abzubrechen, oder zu mindest sie eine Weile zu blockieren, entscheide mich aber zunächst in den Urlaub zu fahren und über mögliche Konsequenzen später nachzudenken.

 

Es geht los und ich versuche dem Auto, dem Verkehr und dem etwas gewöhnungsbedürftigen Fahrverhalten der Serben Herr zu werden.

Das bereits erwähnte und Akku schwache Tom Tom weist eine Strecke von 229km aus. In meiner etwas überheblichen, deutschen Wahrnehmung denke ich werden wir in knapp 2 Stunden am Zielort seinen, bin ich doch erprobter und routinierter Auto(bahn)Fahrer und die unterschwellige, angestaute Aggression durch das morgendliche Parkhaus Desaster verfliegt so langsam.

Ach ist das schön, denke ich noch am Steuer des unglaublich großen Minibuses der aus 2 Gründen gechartert worden ist.

Erstens, das maßlos übertriebene, Gepäck der weiblichen Mitreisenden verstauen zu können - als ob wir auswandern würden und zweitens, um als Fahrer nicht von den permanenten Hormon getriebenen untereinander geführten verbal und offen lautstark ausgeführten Zickenkriegen abgelenkt zu werden. Denn nun konnte ich jede der Prinzessinnen nach Bedarf auf eine eigene Rückbank in die Verbannung schicken.

Während ich noch romantisiert voller Glücksgefühle der Sonne und dem Urlaub entgegen fahre meldet sich das verstörte Tom Tom. Ich möchte bitte die nächste Ausfahrt nehmen, zeigt es in deutsch an, spricht aber englisch mit mir. Gut denke ich - wechseln wir halt die Autobahn, da diese hier ja nach Nis führt, aber unser erklärtes Ziel die Tara , tief im Südwesten gelegen ist.

Erst muss ich noch die Maut bezahlen, aber jetzt wird es wohl schnell weitergehen, dachte ich.

Was nun beginnt ist eine 4 stündiger Höllentrip auf den Landstraßen Serbiens. Hinter mir, neben und vor mir fahren Trecker, Reise Busse und Autos die seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut werden und vermutlich nach dem deutschen TÜV auch niemals eine Erlaubnis bekämen deutsche Straße zu befahren, um sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer zu schützen.

Dazu kommt das für deutsche verantwortungsvolle Autofahrer erschreckende Fahrverhalten der ansässigen Bevölkerung. Diese praktizieren vollkommen unkontrollierte, gesetzwidrige und höchst gefährliche Überholmanöver in nicht einsehbaren Kurven und bei durchgezogenen Fahrbahn Linien.

Nach 2 Stunden bitte ich die beste aller Ehefrauen doch noch mal bei ihrer Verwandtschaft anzurufen, ob es nur den einen, diesen Landstraßen Weg nach Tara gibt. Ich bete inständig das es hier noch irgendwo eine Autobahn gibt. Aber nein, gibt es nicht und demütig füge ich mich meinem Schicksal. Dafür schalte ich entnervt das blöde Tom Tom auf lautlos, da es mich ständig ermahnt ich sei jetzt mit 63kmh over the speed limit. Mit dieser Geschwindigkeit werden wir vermutlich erst um Mitternacht ankommen.

Nach einer kurzen Rast, der Aufnahme von Nahrung, eine weitere Dosis Aufputschmittel in Form von Kaffee/ Koffein und mehreren, aber wenig erwähnenswerten und bedeutungslosen Zicken Kriegen um die Thronfolge der Clan Folge steigen wir wieder ins Auto Richtung Tara. 

Die Rest der Fahrt ist eine Mischung aus mach die Musik lauter, nein leiser. Mir ist kalt, es ist so heiss ich muss mal - lass mich in Ruhe, ich habe Durst und das Schweigen des einzigen männlichen Teilnehmers dieser Rundreise.

30km vor dem Tagesziel werden noch mal alle Sinne gefordert.

Heißt es doch nun durch den nicht vorhandenen Schilderwald des serbischen Strassenverkehrsamtes seinen Weg zu finden. Es existieren nämlich keine Schilder, noch kann das Tom Tom die mit 9,8 Punkte bewerte Traumlocation von TripAdvisor ausfindig machen.

Also muss die beste aller Ehefrauen in einer Standleitung mit der Vermieterin über den Weg diskutieren. Ich hoffe nur das Akku hält und die Gebühren bleiben im Rahmen des großzügig gesteckten Urlaubsbudget.

Nach unglaublichen 4,5 Stunden erreichen wir das Ziel. Irgendwo im Nirgendwo - aber dafür traumhaft schön.

Unsere Vermieterin erkennt sehr schnell meinen mentalen und körperlichen Erschöpfungszustand und die komplexe Situation mit den 3 Pubertieren und bietet mir an mit einem kleinen Aufschlag das ganze Haus zu mieten.

Willenlos stimme ich zu, in der Hoffnung das 3 Schlafzimmer mit 3 Badezimmer zumindest für die nächsten Stunden im Zickenkrieg für Waffenstillstand zu sorgen werden.....

Fortsetzung folgt.