Heute ist Tag 3 unseres Urlaubs und der 6. Tag das wir in Serbien sind.
Nachdem ich mich gestern schon sehr früh ins Bett begeben hatte ( der aufmerksame Leser erinnert sich ) bin ich heute voller Tatendrang und ich befürchte mit etwas zu viel Energie für meine Familie aufgewacht. Von Dragan und seiner Familie habe ich mich nicht mehr verabschiedet - war einfach genervt von soviel Inkompetenz .
Nun gut - heute wird ja alles besser, denke ich und schaue auf meine todo Liste.
Tagesziel ist die bekannteste und schönste Aussicht in Tara die Banjska Stena zu besuchen, mittags ein paar Kobasice Würstchen für mich und am Nachmittag Abkühlung und Chillen im Zaovine See. So ist zumindest der Plan. Aus meinem Job weiss ich wie wichtig es ist große Vorhaben zu planen und seine Mitarbeiter in die Strategien und Ziele zu integrieren. Am besten macht man das in einem Meeting. Also eröffne ich beim Frühstück ( habe ich vorbereitet, sonst macht das ja keiner ) wie mein perfekter Plan aussieht. Die beste aller Ehefrauen hat dabei die wichtige Aufgabe uns durch das unbekannte Land zu führen, ist sie nicht nur der Sprache mächtig, nein ist dies doch Ihr Vater und Mutterland. Meiner hohen Erwartungshaltung bewusst, möchte Schatzi diese Aufgabe auch mit Bravour meistern und bevor wir losfahren wird noch einmal in der Sprache der Ureinwohner mit der Vermieterin unseres Domizil über unsere Pläne und die beste Route gesprochen.
Endlich geht es los und weil das Tom Tom ja sich in Serbien nicht so auskennt übernimmt die Göttergattin ganz ihrem Naturell entsprechend die Führung. Soviel ich verstanden hatte sollten wir zunächst Richtung Kremna fahren und dann irgendwie links. Nach ca. 30min erreichen wir das Ortsschild und Schatzi gibt nun an wir müssten RECHTS DURCH den Ort fahren. Meinen Hinweis das wir gerade an einer großen Tafel vorbei gefahren sind, auf der der serbische Touristenverein auch auf Englisch hinweist das es zur Tara nach links geht, wird von meiner Frau nur mit einem müden Lächeln quittiert und mit der Frage kommentiert "seit wann ich denn serbisch könnte ?" . Also fahren wir durch Kremna durch, was wir mühelos innerhalb von 5min schaffen, da dieses Dorf auch nur rund 722 Einwohner hat. Am Ende der Straße angekommen biegen wir rechts ab, nach links sollten wir ja laut der besten aller Ehefrauen nicht. Nach ca. 20km überkommt mich das Gefühl das wir in die falsche Richtung fahren und ich starte einen neuen Versuch.
Meine vielen Fragen streuen wohl Zweifel bei Schatzi und sie kommt ins Grübeln. Also halten wir am nächsten Strassenrestaurant an, um uns über die Route zu informieren.
Während die beste aller Ehefrauen zwei Polizisten nach dem Weg ins Tara Gebirge befragt trainiere ich meine Serbisch Kenntnisse , um zumindest einen Cappuccino zu bestellen. Der Cappuccino kommt und die Göttergattin auch, allerdings unverrichteter Dinge zurück.
Die Polizei kennt sich nicht aus-zumindest nicht da wohin wir fahren möchten und empfehlen uns zurück zu fahren und in Kremna nach dem Weg zu fragen. Langsam bin ich genervt - kennen sich die Serben in ihrem eigenen Land nicht aus, oder wollen die mich hier einfach nicht haben ? Und wieso kennt Schatzi den Weg nicht durch ihr Mutterland wo sie doch jahrelang darauf bestanden hat Serbin zu sein. Ich versuche die Puzzleteile wie Sherlock Holmes in meinem Kopf zusammen zu setzen und dabei eine logische Lösung, also den Weg zu finden. Wir wenden an einer Kirche die einsam auf einer Erhöhung steht. Mir fallen diverse leere Bierkästen auf. Orthodox müsste man sein, oder zumindest Serbe, die verstehen Gottesdienste zu feiern. Sollte sich die Kirche in Deutschland auch mal durch den Kopf gehen lassen. Beim Abendmahl gäbe es dann auch Freibier. Dann ist die Kirche nicht nur Weihnachten und zur Konfirmation/ Kommunion voll.
ACHTUNG WAR EIN SCHERZ !
Wir nähern uns wieder Kremna und auch aus dieser Richtung steht ein großes Schild mit dem Hinweis nach Tara.
Ich erspare dem Leser an dieser Stelle die diversen fadenscheinigen Ausreden und peinlichen Erklärungen die nun kommen. Aus Datenschutz Gründen wird dabei der Beifahrer deshalb auch nicht namentlich genannt.
Mein Zeitplan ist schon wieder im A....! Ok um mein Alters ADHS und die Ungeduld der Kinder zu beruhigen entscheide ich das wenn wir in Banjska Stena ankommen erst einmal einen Lunch zu uns nehmen. Also Neue Reihenfolge, erst
Kobasice Würstchen, dann Aussichtsplattform und dann schwimmen gehen.
Wir erreichen das Zentrum von Banjska Stena. Wobei das Zentrum eine 3er Kreuzung ist und aus 2 Restaurants, einem Honigverkäufer , einem Hotel und dem Touristencenter besteht.
Ich muss jetzt mal austreten und nötige Schatzi sich in der Zwischenzeit in der Landessprache zu vergewissern ob wir hier auch richtig sind. Bei YouTube sah das ja alles irgendwie größer aus.
Ich erledige meine Notdurft und weil Schatzi noch im Redefluss ist und ich Sie dabei nur ungerne stören möchte schleiche ich mich vorbei, um im Auto zu warten. Mittlerweile ist auch Pubertier Nr. 1 ( DRAMAQUEEN Luisa ) aufgewacht. Der Geruch von Essen hatte sie aus ihrem Vormittagsschlaf gerissen und noch etwas Schlaf trunken geht Sie Richtung Touristencenter, um nach ihrer Mutter zu suchen..
Es vergehen weitere 10min ohne das die beste aller Ehefrauen mit Pubertier Nr.1 zurück kehren. Ich frage mich was da so lange dauert ging es doch lediglich um die Frage wo es zur Aussichtsplattform geht. Mir reicht es-habe Hunger und will endlich los. Ich stürme in das Touristencenter. Die beste aller Ehefrauen und Luisa starren mich an! Was ist denn jetzt schon wieder, frage ich ungeduldig. Meine Frau nimmt mich in den Arm und drückt mich. “ ich dachte Dir wäre etwas passiert” haucht Sie mir ins Ohr. “Wir dachten du wärst noch auf der Toilette und Du kamst nicht raus !”
Nur weil ich mich im Auto lautstark über die Inkompetenz von Beifahrern im allgemeinen echauffiert habe, bekomme ich doch nicht gleich einen Herzinfarkt, denke ich. Ach ja und Luisa die hatte vermutlich mal wieder nicht die linke und rechte Gehirnhälften gekoppelt-hatte Sie mich zwar beim Aussteigen aus dem Auto gesehen, aber diese Tatsache wohl aus ihrem Gedächtnis Protokoll gelöscht.
Wir lassen das Auto am Touristencenter stehen und gehen Richtung Tagesziel 1&2.
Nach 5min kommen wir an einem Restaurant vorbei und zur allgemeinen Erleichterung entscheide ich das wir uns erst stärken bevor wir uns auf den knapp 2 Stündigen Aufstieg machen.
Das Lokal ist mäßig frequentiert, die Bedienung lausig und vollkommen mit unserer Bestellung überfordert.
Nach knapp 90min und dem Verzehr diverser Speisen, alkoholischer und nicht alkoholischer Getränke wage ich den Vorstoß doch endlich mal loszugehen.
Um weitere Zickerein der Pubertiere zu vermeiden gehen wir jetzt im Gänsemarsch hintereinander her. Doch da es ja keine Hinweisschilder gibt laufen wir zunächst in die Falsche Richtung und landen an einem ehemaligen kommunistischen Jugendhotel. Schatzi trällert darauf hin ein Pionier Lied für Tito aus ihrer Jungend und ich fürchte das ich nun doch noch einen Herzinfarkt bekomme. Soviel Desinteresse für meine Tagesziele und Inkompetenz macht mich wahnsinnig und ich drohe den Familienmitgliedern mit dem totalen Abbruch der Reise, wenn nicht einer mal sich mit mir um den Weg kümmert.
Da keiner meinen „mentalen“ Zustand ernst nimmt, heißt es nun konsequent bleiben um meine Führungsrolle nicht zu verlieren und ich stampfe wutschnaubend zurück Richtung Auto. Pubertier 2&3 folgen mir, hatten Sie ja eh keine Lust gehabt zu wandern. Dramaqueen und Göttergattin entscheiden aber das Sie sich nicht durch meine Drohgebären von ihrem Ziel abbringen lassen und gehen weiter Richtung Banjska Stena.
Am Auto angekommen paaren sich nun Wut & Verzweiflung und Nr. 2&3 müssen eine ungerechtfertigte Moralpredigt über sich ergehen lassen.
Dann überkommt mich auch noch mein schlechtes Gewissen das ich die beste aller Ehefrauen und das Pubertier alleine im Wald zurückgelassen habe und ich entscheide Ihnen noch einmal zu verzeihen und sie mit meinem weißen Opel Vivario, wie der Prinz im Märchen zu retten!
Fortsetzung folgt.....