rafting tour 2018

Heute geht es nun zu meiner so lang ersehnten Rafting Tour. Allerdings gibt es zunächst noch ein paar Hürden zu überwinden. Als erstes gilt es die beste aller Ehefrauen und die 3 Pubertiere vorsichtig, aber bestimmt aus Ihrem Urlaubsschlaf zu wecken. Das ist nicht ganz ungefährlich, weiss man nie wie die Damen so reagieren. Um die Prinzessinnen sanft zu stimmen habe ich ( wie immer ) das Frühstück vorbereitet. Dies verfolgt zwei Ziele. Erstens: so kann ich zumindest 50km Strecke zurücklegen bevor sich das erste Pubertier mit Hungergefühlen meldet, bzw. das Alpha Tierchen Schwindelanfälle vortäuscht damit wir spontan Gross Einkäufe beim nächsten Supermarkt machen.

Zweitens: Mit vollem Magen sind die Pubertiere ruhig gestellt und schlafen im Auto, was für den Fahrer wiederum eine gewisse entspannte Atmosphäre bedeutet und ich mich so viel besser auf den Verkehr konzentrieren kann.

Die nächste Herausforderung ist der Treffpunkt für das Rafting. Gibt es doch keine Adresse, sondern nur Geodaten und der aufmerksame Leser kennt das bereits erwähnte altersschwache Tom Tom ( vermutlich habe ich das bekommen, weil sich die Leute bei SIXT mein Geburtsdatum angeschaut haben ). Aber ich habe auch noch Schatzi, deren typisch weibliche Fähigkeiten als Beifahrer nicht zu übertreffen sind.

Allerdings beschränken sich diese Fähigkeiten auf das nach dem Weg fragen in 10 minütigen Intervallen und beinhaltet keinerlei geographische Kenntnisse oder sogar der Ansatz eines räumlichen Denkens - selbst als beste aller Ehefrauen kann man nun mal nicht alles können.

Das erste Hindernis naht schon nach 15km, treffen wir doch hier auf die Grenze nach Bosnien. Der Grenzposten ist selber so gesehen sehr klein und recht beschaulich, die Grenze im Kopf meiner Frau Kafka like unüberwindbar groß. Der Krieg und die Geschichten darüber haben Wunden hinterlassen und sind Nährboden für jede Menge Vorurteile. Die habe ich auch, kenne ich doch als Europäer keine Grenzkontrollen. Nun gut, wir werden glücklicherweise nicht gleich verhaftet - habe ich doch schon mal aus Vorsicht die stylischen Louis Vuitton Schutzhüllen von den Pässen gezogen um hier zu signalisieren das wir offiziell Deutsche sind. Natürlich ist der Name Zaric das nicht und spätestens beim Vornamen meiner Frau kann man die Wurzeln der Abstammung nicht mehr leugnen. Wir verlassen also Serbien, überfahren die Grenze nach Bosnien und sind zugleich auch in der Republika Srpska. Klingt komisch - ist aber wohl so. Zunächst ändert sich nicht viel, außer das die beste aller Ehefrauen und das Tom Tom mich ständig im Wechsel ermahnen „you are over the speed limit“. Wir fahren durch ein paar Dörfer hindurch und kommen nach ca. 60min in Visegrad an. Jetzt wechseln wir die Fluss Seite und es geht weiter durch jede Menge Tunnel auf der M5 nach Foca. Hier müssen wir noch einmal halten und nach dem Weg fragen. Sicherheitshalber parke ich das Auto vor der Polizei - Schatzi sagt man weiss ja nie, sind ja im "bösen" Land ( ist eine nicht ernstgemeinte Bemerkung )

Ab jetzt beginnt das Abenteuer. Wir verlassen Foca auf einer unauffälligen Seitenstrasse und nachdem wir das Ortsschild hinter uns gelassen haben verschlechtert sich der Bodenbelag deutlich. Die Strasse wird schmaler ohne eine nach dem deutschen Strassenverkehrsamt vorgegebene Seitenbefestigung. Ein Schlenker zu weit nach rechts und wir landen im Fluss, also muss ich mich entscheiden : Schlagloch oder Absturz. Nach weitern 5km haben wir Level 1 erfolgreich abgeschlossen und es folgt Level 2. Hier wird der Schwierigkeitsgrad noch einmal gesteigert durch freilaufende Kühe. Ja, ihr habt richtig gelesen, auf dieser schmalen, unbefestigten Strasse lassen die Bauern ihre Kühe frei laufen und man(n) muss jetzt Schlaglöchern und Kühen ausweichen, dabei den Abgrund im Auge behalten und auch dem Gegenverkehr ab und zu ausweichen. Etwas "Moorhuhn" Feeling kommt auf, als in einem Abschnitt auch diverse Hühner die Straße frequentieren. 

Nun gut die Strasse ist das eine, aber wo ist das Ziel ? Mittlerweile tyrannisiere ich die beste aller Ehefrauen mit einem Stakkato aus, wann sind wir da, wo müssen wir lang und was hat die Frau von der Rafting Tour genau gesagt. Schatzi ist entnervt und ich gestresst. Ich fordere absolute Konzentration auch von den billigen Sitzen in den Reihen 2 und 3, was allerdings mit Unverständnis kommentiert wird. Mit der Erhöhung des Dezibel in meiner Stimme gelingt es mir diese Diskussion im Keim zu ersticken und so kann ich mich auf das Fahren und der Suche nach dem Ausgangspunkt für die Rafting Tour konzentrieren.

Nach etlichen Kilometern erreichen wir endlich die angekündigte bosnische Grenze nach Montenegro. Gott sei Dank, oder vielleicht auch passender "salamu alaikum" wir sind kurz vor dem Ziel. Nachdem wir das Grenzhäuschen hinter uns gelassen haben, geht es über eine einspurige Holzbrücke über die Tara. Hier liegt der Treffpunkt Scepan Polje in einem Gasthaus. Aber zunächst heisst es noch ein Stück den Berg hoch fahren und unsere Ankunft in Montenegro, den dort ansässigen Behörden an der Grenze, zu melden. Schatzi macht das mit Bravour und mit ihrem Charme und den Sprachkenntnissen drängelt sie sich erfolgreich vor eine Russin und im nu haben wir unsere Stempel und die Erlaubnis zum Verweilen in Montenegro. Die Russin werden wir ein weiteres Mal treffen und wieder wird sie und ihre Gruppe gegen uns die 5Z das Nachsehen haben - dazu aber später.

Das Auto stellen wir etwas oberhalb des Gasthauses ab und gehen zu Fuss die ca. 150m hinunter. Dort erwartet man uns bereits. Wir sind die ersten und so haben wir genügend Zeit das sensationelle lokale Frühstück zu geniessen. Es gibt Schinken, Salami, gekochte Eier und weissen Käse. Etwas weiter von uns entfernt sitzen die Guides die heute die Touren begleiten werden. Wir werden bereits begutachtet und ich nehmen an das die Typen verhandeln welcher Guide welche Gruppe übernimmt. Wir bekommen einen in Bosnien lebenden Serben Namens Bratislav. Der andere coole Meister Proper wollte uns wohl nicht, wird sich aber noch ganz schön wundern was meine Mädels drauf haben und das wir mit Abstand die coolste Truppe sein werden. Er wird dafür mit der langweiligen russischen Gruppe unterwegs sein und kein Wort verstehen und null Spass haben.

Jetzt heisst es Kleiderwechsel und wir dürfen figurbetonte Neopren Anzüge über unsere Körper streifen. Glücklicherweise habe ich wieder MEINE Strandschuhe dabei und ich erspare mir die Aussicht auf Fusspilz oder andere eklige Dinge die sich im inneren der Surfschuhe verbergen. Meinem Helm mit den GoPro Aufsatz darf ich ebenfalls benutzen und so werde ich auch keine Wasserläuse bekommen. Wir sind fertig, der Guide auch und wir dürfen in einen etwas in die Jahre gekommen Bulli einsteigen. Neben dem Guide ist noch ein Fahrer und ein etwas feister Balkanese, dessen Funktion noch nicht klar ist, mit dabei. Auf einem sehr schmalen Weg geht es nun zum Ausgangspunkt unserer Tour. Mit hoher Geschwindigkeit ( Zeit ist wohl Geld ) prescht der junge Fahrer auf den Serpentinen durch den Wald. Immer wieder bremst er stark ab, gibt es hier doch jede Menge Gegenverkehr dem er ausweichen muss und ich realisiere das der Geheimtipp wohl ein kommerzielles Großereignis ist. Da die Göttergattin wieder das Gespräch an sich gerissen hat bleibt uns Deutschen nur der Blick aus dem Fenster und ab und zu die Statistenrolle in den Erzählungen der besten aller Ehefrauen zu übernehmen. 

Nach 30min erreichen wir unser Ziel und das Boot wird vom Dach des Busses gelassen und zu Wasser getragen. Es gibt eine kurze Einweisung, die uns Schatzi nur Fragment artig übersetzt. Egal, wir sind jetzt zu Wasser, die Plätze verteilt und vor der russischen Gruppe mit Blick auf unberührte Natur.

Es dauert nicht lange und die ersten Stromschnellen kommen. Schatzi ist komplett damit beschäftigt uns die Anweisungen des Guides zu übersetzen und vergisst dabei ihr Paddel auch zum Einsatz zu bringen. Dafür geben Emma, Carlotta und ich unser bestes, währen Luisa als begleitende Beamtin für Straftäter im offen Strafvollzug Emmas Paddeln kommentiert bzw. kritisiert. Egal - macht Spass und ich hoffe das die GoPro nicht schief sitzt.

Nach zwei bis drei Stromschnellen ist unser Ablauf routiniert und gut eingespielt. Die beste aller Ehefrauen unterhält sich komplett auf serbisch mit dem Guide und gibt uns ab und zu ( ich glaube selbst ausgedachte ) Befehle wann wer und wie die Paddel zum Einsatz bringen soll. Ein logisches Muster ist dabei für mich nicht zu erkennen. Luisas wichtigste selbsternannte Aufgabe ist dabei sich zu 100% auf ihre Erzrivalin Emma zu konzentrieren ( ist einfach, sitzt sie ja auch hinter ihr ) und schon bei dem Hauch einer möglicherweise falschen Armbewegung, diese gleich lautstark den anderen Mitreisenden in diesem Boot mitzuteilen. Dabei ist sie so engagiert das sie ihre eigene Rudertätigkeit vollkommen eingestellt hat. Emma versucht die permanente Kritik von Luisa zu ignorieren und rudert nach besten Wissen und Gewissen bis an ihre körperlichen Grenzen. Carlotta und ich sind ein Team, mit vollem Körpereinsatz bringen wir uns ein und das Team nach Vorne ganz zur Freude des Guide.

Nachdem wir die Fahrt genutzt hatten um schwimmen zu gehen und wir auch noch von einer 6m hohen Klippe gesprungen waren, hatten uns die Russen eingeholt. Weicheier haben wohl letzteres nicht gemacht. Nun fingen die beiden Guide an sich zu necken, wobei Meister Proper wohl erkannt hatte, das wir mit Abstand das coolste Boot waren, wollte er doch unseren Guide Bratislav ins Wasser ziehen und somit die Führung an sich reissen. Allerdings hat er da die Rechnung ohne die 5Z gemacht. In dem Kampf der Boote und Kulturen gelingt es Carlotta dem Meisterproper das Ruder zu entwenden und wir gehen mit vollem Körpereinsatz in Führung. Wobei noch einmal angemerkt werden sollte das wir zwar zu 5, allerdings nur 3 Ruderer waren ( siehe Erklärung etwas weiter oben ) und das Boot der Russen voll besetzt war mit knapp 12 Personen. Unglaublich was meine Girlies hier abgeleistet haben. Bis kurz vor dem Ziel konnten wir die Führung halten und alles in allem hat es wahnsinnig Spaß gemacht. Zum Abschluss gibt es noch ein leckeres Abendbrot bestehend aus gegrillten Forellen, Kartoffeln und Krautsalat. Nachdem wir uns gestärkt haben und ich mich mit etwas Slivovic für die Rückfahrt eingestimmt habe fahren wir wieder zurück durch 3 Länder. Es sei nur am Rande erwähnt das uns das Tom Tom noch einmal in die Irre geführt hat, aber auch das habe ich nach einem so tollen Tag verzeihen können.

Fortsetzung folgt...