Neulich waren wir mit Freunden für ein Wochenende in Düsseldorf verabredet. Und da die Freundin meines Freundes Koreanerin ist, lag es nahe eines der koreanischen Restaurants zu besuchen. Während die Männer im Vorfeld noch in einer stylischen INBar ein Glas Rotwein als Einstimmung für den unterhaltsamen Abend tranken, ließen sich die Frauen die Nägel hübsch machen, sind doch diese das zweite was bei einem Essen mit Stäbchen neben einem guten Make-up und Manieren ins Auge fällt.
Bisher kannte ich nur aus der serbischen Kultur das das zu spät kommen Teil eines tief verwurzelten Rituals ist, bei den Koreanern war mir das allerdings neu. Gegenfalls saßen mein Freund und ich schon eine Weile beim Koreaner und nachdem wir bereits ein Bier hinter uns hatten, eröffnetten wir die 2. Halbzeit der Wartezeit mit einer Flasche Landes typischen, italienischen Rotweins. Zwischenzeitlich wurden wir immer wieder mit kurzen und vollkommen unkonkreten Nachrichten hingehalten, worauf hin wir eine Vorspeise bestellten, und unsere Wahl fiel auf die unglaublich leckeren aber in weiten Teilen der Republik unbekannten Kimshi Pancakes.
Nach ca. 60min Verspätung erreichte uns nun die Nachricht die Damen seien jetzt soweit und wir mögen doch bitte JETZT das Essen bestellen - Mesdames wünschten nicht auf ihr Essen zu warten, wenn sie in den nächsten 5min ankämen. Angewiesen und ordnungsgemäß übersetzt hatten wir beim Sohn des Restaurant Betreiber 2 Suppen, weitere Kimshi Pancakes und das "Koreanische Brot" Kimba bestellt.
Während ich vollkommen entspannt mich mit dem Rotwein in das zu erwartende Schicksal fügte, wurde mein Gegenüber doch nun nervös, da das bestellte Essen bereits termingerecht auf dem Tisch stand, aber von beiden Grazien und den frisch lackierten Fingernägel weit und breit nichts zu sehen war, geschweige denn zu hören.
So vergingen weitere 10min und der gegenüber wurde immer nervöser, während die Suppen immer kälter wurden und ich seliger und entspannter, Dank des italienischen Rotweins und dem mit Nahrung recht kurzgehaltenen Magen.
Endlich - das Gesicht meines gegenüber hellte sich auf, nicht nur weil die Anspannung aus seinem Gesicht verflog, nein die beiden verspäteten Göttinnen betraten das Restaurant und brachten den entscheidenen Glanz in diese Hütte.
Nachdem Frau nun ohne eine Form oder Andeutung des Bedauerns über die 70min Verspätung genüsslich anfingen zu essen, erklärte die Repräsentantin der koreanischen Kultur und Küche die unterschiedlichen Speisen auf dem Tisch, mit dem Hinweis was wie scharf sei und in welcher Reihenfolge der vorgegebene Speiseplan einzuhalten sei.
Um sicher zu gehen das es uns auch wirklich schmeckt, wurden wir der Reihe nach aufgefordert uns dazu zu äussern, was denn nun am besten gemundet hätte.
Meine Wahl aus freien Stücken fiel auf die Kimshi Pancakes und dem recht scharfen Schweinebauch.
Und genau daraus folgte der unglaublich tiefgründige, doppeldeutige und mich ins Mark erschütternde Satz.
Die Freundin meines Freundes formulierte folgenden Frage:„Seit wann is(s)t Oliver denn scharf ?“
Bitte ...!? Frage ich mich, was heißt das denn? War ich jemals unscharf? Ich selber sehe mich doch als vollkommen unterschätztes Sexsymbol und schärfer als der nackte Burt Reynolds ( Achtung an die U20 Leser der Kolumne - einfach Handy raus und googeln BURT REYNOLDS nackt und auf Bilder gehen ).
Der Typ war rattenscharf zu seiner Zeit und dabei vollkommen unretuschiert, ging damals noch nicht, liebe Genration Z! Zwar war sein Kopf Haar später dann getönt, das Brusthaar aber echt und wild gewachsen, aber er war nie - niemals so unnatürlich wir magic_fox und all seine austauschbaren fein getunten Insta Kens.
Da bleibe ich doch lieber ein wenig retro, aber authentisch und mit der gewissen Schärfe, nicht nur beim Essen.