einmal Paris und zurück

Tag 1

Heute geht es also los und die beste aller Ehefrauen hat ganz ihrem Naturell entsprechend ihren Koffer nicht am Abend gepackt - so wie ich es seit Jahren aus rein logistischen Gründen tue, nein sie hat sich entschieden diesen heute früh, ganz früh zu packen. Was natürlich bedeuten wird, das wie so oft essentielle Dinge nicht auf der Spontan Liste stehen und somit in Paris angekommen, dort erst einmal wieder angeschafft werden müssen.

Aber nun gut, ist es doch IHRE Reise und ich bin wie immer nur der Reiseführer durch den Großstadt Dschungel und persönlicher Assistent.

Liebes Reisetagebuch, ich befürchte schon bei der Auswahl der Jacke geht meine Frau taktisch vor. Ihren top modischen Leo Mantel nimmt sie nur deshalb mit, um in Paris mir zu erklären, das dieser nicht zu ihrer restlichen Garderobe passt. Die männlichen Leser werden weitgehend naiver Weise sich fragen, was soll schon passieren? Die weiblichen Leserinnen wissen - WIR werden einen neuen Mantel kaufen müssen! Zum Glück reisen wir mit Handgepäck und das Koffervolumen ist begrenzt wie auch das Kreditkarten Limit.


Es geht los, nur mit 15min Verspätung - das ist gut, bedenkt man das die beste aller Ehefrauen in unseren Anfängen bis zu 3Stunden das Zeitlimit überstrapazierte.

Die Fahrt zum Flughafen ist kaum erwähnenswert, kein Verkehr, keine Diskussionen - alles läuft rund, auch die Einfahrt in das Parkhaus mit dem perfekten Parkplatz.

Da wir noch etwas Zeit haben schlage ich Schatzi vor das wir bei MC Donald noch ein Frühstück zu uns nehmen. Routiniert steuere ich den Fastfood Tempel an. Während Madame noch etwa 50 Sekunden hinter mir den Ausflug zum Flughafen genießt, tippe ich hektisch meine Bestellung am Self Service Terminal ein - heißt es doch einen Zeitpuffer rauszuholen, bevor die beste aller Ehefrauen mit der Entscheidung ihrer Bestellung überfordert ist und wir kostbare Zeit verlieren.

Ich entscheide mich für Rührei ohne Muffin ( Kohlenhydrate frei ) und einen Cappuccino - die bessere Hälfte wählt einen Cheeseburger, Pommes mit süß saurer Sauce und einen Pfefferminztee. Die Serben haben eben einen Magen aus Stahl.

Meine innere Uhr drängt, oder ist es die Blase? Scheiss Midlife Krise, bekommt man mit 50 schon eine Blasenschwäche? Egal - Ich fordere Schatzi auf zu gehen. Und zurück bleibt der Pfefferminz Tee, schade. Wir müssen doch noch durch die Handgepäck Kontrolle.

Wie immer gibt es einen Wettkampf - wo stellt man(n) sich an? Und wie immer sind wir geteilter Meinung. Daher trennen sich jetzt unsere Wege - eine links und einer rechts ( Achtung das ist keine unterschwellige Anspielung auf irgendeine politische Gesinnung! )

Ich möchte auch mal Glück haben und bitte den Schöpfer dieser Erde mich mal als erstes ankommen zu lassen - nur einmal möchte ich recht haben, bitte!

Und als ob Gott meine Gebete erhört hätte, wird meine Schlange in zwei Schlangen aufgeteilt. Ich werde wenn wir wieder zurück kommen in die Kirche gehen, versprochen. Und falls nicht bete ich halt mal wieder.

Ich bin durch, so kann ich meiner Notdurft nachkommen, während meine mega stylische und mit Abstand hübscheste Mitreisende noch nicht mal ihren Leomantel  abgelegt hat. Während ich warte beobachte ich die anderen mit reisenden Pärchen, die sind  alle viel älter als wir - oh mein Gott, ich bin verzweifelt. Es riecht irgendwie nach Haftcreme und Tenalady.

Gott sei Dank, die beste aller Ehefrauen reißt mich aus meiner PMDD ( Post Mentalen Dauer Depression )und wir gehen zum Abflug Gate. 

Dank der unglaublichen Art meiner Frau besteigen wir mit der Startnummer 4&5 den Flieger und können so mit unseren Koffern den Handgepäck Stauraum 9DF bis einschließlich 11DF für uns beanspruchen. Tja wie heißt es so schön, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, denke ich als die übrigen Passagiere den Flieger betreten.

Nach 20min haben alle Passagiere ihren Platz gefunden.

Ich wäre dann soweit! Leider hat unser Flieger 15min Verspätung, aber was macht das schon, verbringe ich die Zeit doch mit der besten aller Ehefrauen - Scheiss auf Paris je t’aime mon amour.


Ankunft Paris, der Stadt der Liebe und des Regens

Der Flug verläuft ohne nennenswerte Erlebnisse und so landen wir 90min später im verregneten Paris, am Charles de Gaulle Flughafen. Wir verlassen den Flieger und bewegen uns mit den anderen Passagieren Richtung Kofferband, um zum Ausgang zu gelangen. Ich muss noch einmal altersbedingt zur Pippibox und überlege ob ich noch Fotos für Carlotta’s Toiletten insta Account schieße - verwerfe aber den Gedanken, da gerade die französische Basketball Nationalmannschaft ebenfalls geschlossen Ihre Notdurft verrichtet und ich befürchte das mein fotografieren missverstanden werden könnte.

Wir verlassen den Terminal 2G um den Transfer Bus zu nehmen, da ich mit Schatzi RER fahren möchte. Der Bus steht schon und ich fordere die beste aller Ehefrauen auf zu laufen, ich möchte doch jede Minute in Paris voll ausschöpfen. Hier sei angemerkt das ich keine Frau kenne, die so anmutig mit Koffer, hohen Hacken und stylisch im Leomantel durch den Regen laufen kann wie meine Frau. Das sei hier auch mal erwähnt.

Wir erreichen den Terminal 2F und begeben uns Richtung RER Station und letztendlich erreichen wir auch dieses Zwischenziel ohne weitere Vorkommnisse - ist dann für mich auch mal eine neue Erfahrung, oder liegt es an der besten aller Ehefrauen?

Nach rund 30min heißt es aussteigen an der St. Michel/ Notre Dame Station. In weiser Voraussicht und perfekter Planung habe ich mir den Ausgang notiert, um aus dem Labyrinth herauszufinden und zielsicher den zum Hotel am nächst gelegenen Ausgang zu wählen.

Schatzi unterstützt mich und so finden wir M4 - den Ausgang - und erblicken endlich wieder den Himmel, bzw. Wolken und Regen. Verdammt, wo sind wir? Es sieht für mich alles so unbekannt aus. Das sind wohl die ersten Anzeichen des fortschreitenden Alterns. Ich hätte doch öfters Metro fahren sollen und nicht Taxi in den letzten Jahren, denke ich. Jetzt bloß keine Blöße geben, vor allem nicht vor der Göttergattin - das würde meinen Ruf für alle Zeit zerstören. Ich hole mein Handy raus und versuche über Karten den Weg zum Hotel zu finden, aber ich habe mir noch nicht einmal die Adresse des Hotels gespeichert - Anfänger Fehler und das mir als Reiseprofi!

Die beste aller Ehefrauen versucht beruhigend auf mich einzureden und schlägt vor wir gehen in ein Cafe und da könnte ich doch in Ruhe suchen.

Nein, geht gar nicht - bin ich doch der Reiseexperte über 50 aber nicht dement - ich war hier doch schon mal, glaube ich zumindest!? Ich stoße ein weiteres Gebet gen bewölkten Himmel in der Hoffnung das mein Eilantrag wohlwollend vom Schöpfer Express bearbeitet wird. Und Gott sei Dank mir erfährt ein Geistesblitz und meine Stephen Hawking Kräfte kehren zurück. Alles ist auf einmal klar und bekannt auf den zweiten Blick.

Zielstrebig steuere ich nun Richtung Hotel, mit Schatzi im Schlepptau und neuer Zuversicht das alles gut wird.


L'avant Comptoir St Germain

Nachdem wir unser Zimmer bzw. das Micro Chambre mit unseren Sachen belegt haben geht es los. Da es immer noch regnet entscheide ich mich nicht für den 18min Walk um ins Marais zu gelangen, nein statt dessen werden wir 16min durch St.Germain laufen zur L‘avant comptoir Bar um einen verspäteten Lunch zu nehmen.

Ich kenne keine Frau die so anmutig und grundsätzlich ohne Schirm durch den Regen läuft, wie die beste aller Ehefrauen, stelle ich zum zweiten Male heute fest. Und so werden wir nass, aber erreichen mit viel Sonne im Herzen die L‘avant comptoir Bar an der alten Markthalle. Zunächst gibt es leichte Disharmonien bezüglich der richtigen Platzwahl. Da ich altersbedingt gerne in der Nähe der Toilette sitze - man weiß ja nie wann der Harndrang sich wieder meldet und war auch übrigens der einzig freie Platz - empfindet Madame dies als unzumutbar und entscheidet, während ich noch auf den vermutlich betrunkenen Weindealer an der Theke warte, sich umzusetzen. Ich frage im besten Schul Französisch nach zwei Gläsern Wein und da mir die Vokabel für Rosé nicht einfällt, erkläre ich der besten aller Ehefrauen das wir nur zwischen weiß und rot wählen können.

Mit glasigem Blick und motorisch ungelenken Bewegungen(zu viel Wein vermute ich) greift der Sommelier zu zwei Gläsern und entkorkt wie bei Loriots Pallhuber und Söhne die erste Weinflasche - Hicks. Ich probiere den Wein und "hhmm ja ich spüre etwas auf der Zunge" - ist ok. Wie ich es von zu Hause von meinem Vater gelernt habe, frage ich doch besser mal nach dem Preis. Bis vor einer Sekunde dachte ich noch ich wäre in Europa und alles wäre gleich, gleiche Währung, gleiche Preise etc. aber nachdem mir der betrunkene Hipster Sommelier per Fingerzeichen erklärt, das er 18€ pro Glas haben möchte, bin ich mir nun wieder im klarem, das ich in der größten Touristenfalle der Welt - nämlich Paris angekommen bin.

Mit ein paar Brocken aus Englisch und Französisch versuche ich ihn nun zu erklären das der Wein nicht ganz meinem Geschmack entspräche. Sein glasiger Blick sagt mehr als tausend Worte. Er hat mich durchschaut, aber charmant und immer noch besoffen bekomme ich jetzt ein Glas Wein für 13€, der schmeckt auch gut. Ich nutze die Gunst der Minute und zeige noch auf ein paar für nicht Franzosen unaussprechliche Tapas die ich gerne essen möchte und kann mich nun wieder ganz und gar meiner Göttergattin widmen.

Der Wein auf nüchternen Magen beflügelt, das Essen kommt nach und nach und ich denke, Paris ist soooo schön.

Nach etwa 60min ist der Wein ausgetrunken, die Tapas restlos versputzt und ich war auch sicherheitshalber einmal Wasser lassen. Nun noch schnell einen Espresso und dann bezahlen und raus in die Metropole die schon so sehnsüchtig auf uns wartet.



Marais - Juden, Schwule und Shopaholics

Es regnet noch, aber egal - sagt auch Schatzi und so geht es Richtung Marais.

Ich habe die beste aller Ehefrauen auf den möglichen Kulturschock vorbereitet. Nicht nur das das Marais ein Jüdisch/ Arabisches Viertel ist, nein es ist auch der bevorzugte Ort der Gay Community mit jeder Menge einschlägiger Bars und Cafés.

In der Regel verstehen die Schwulen wenigstens sich gut anzuziehen und achten auch auf ihr Äußeres Erscheinungsbild. Das kann man vom gemeinen Ostwestfalen leider nicht behaupten, ist für den eine farbige Socke schon eine Moderevolution und statt in sein Äußeres zu investieren geht der lieber fleißig in den Baumarkt lässt sein Geld da, um seinen Garten zu verschlimmbessern, mit jeder Menge selbst gebauter Terrassen und anderen Scheußlichkeiten.

Auf dem Weg zum Marais kommen wir noch einmal am Hotel vorbei und so nehme ich dann doch noch einen Leihschirm des Hotels mit. Dieses wunderbare, transparente und mit Tupfen versehene Objekt erfüllt voll und ganz seinen Zweck und so geht es stylisch Richtung Marais.

Da es heute regnet scheinen weniger Schwule unterwegs zu sein, vermutlich verläuft entweder der Concealer oder die superteuren Off_white Schuhe sind nicht wasserdicht, schade ich dachte ich könnte Schatzi mit ein paar Händchen haltende Männerpärchen schocken.( Anmerkung des Autors: nein ich bin nicht homophob, mein Trauzeuge war schon schwul und ich habe damit kein Problem - und Goran nicht Du bist damit gemeint, der andere ist schwul ! )

So geht es in die ersten Läden mit allesamt Krimskrams und Dingen die schön sind, die aber keiner braucht.

Schatzi ersteht einen Kaffeemug, der erste Kauf des Tages ist getan und damit ist die Shopping Jagd eröffnet.

Am Ende erstehen wir ein paar Sneakers, eine Bauchtasche für unsere Dramaqueen, ein X long Shirt, passende Socken und ein T-Shirt. Eine super hippe, mega gelbe Mütze und für die beste aller Ehefrauen eine rote Kooples Tasche, die im Anspruch und Design einer Gucci in nichts nachsteht. Ich fürchte unsere Beautyqueen bekommt wieder einen Schreikampf wenn sie diese sieht. Aber die beste aller Ehefrauen hat schon in ihrem Testament vermerkt, wer von unseren entzückenden Pubertieren, welche Tasche nach dem Ableben bekommt und mit welcher die Göttergattin sich beerdigen lässt.

Nach 3h kommen dann doch die ersten altersbedingten Ermüdungserscheinungen und so gehen wir langsam zurück Richtung Hotel vorbei an dem in den national Farben beleuchteten Hotel de Ville.

Da wir das Tageslimit erreicht haben, gibt es eine Falafel auf die Hand, statt in einem überteuerten TripAdvisor Geheimtipp Restaurant neben Indern, Chinesen oder noch schlimmer Holländern zu sitzen und der nur auf Touristen ausgelegten Speisekarte zum Opfer zu fallen - das werden wir allerdings dann morgen machen, nur weiß ich das jetzt noch nicht.

Ende  Tag 1