Paris Tag 2

Tag 2 beginnt schon um 07:00 AM, ganz ohne Wecker werde ich wach, vermutlich braucht man im Alter tatsächlich weniger Schlaf stelle ich fest. Die beste aller Ehefrauen schläft hingegen noch tief und fest, schließlich ist sie ja auch mehr als ein halbes Jahrzehnt jünger als ich und so gesehen ein mentaler Teenager im Vergleich und braucht ihren Schönheitsschlaf. Der sei ihr gegönnt, mich treibt die innere Unruhe und der Blasendruck aus dem Bett. So ziehe ich mich im halb dunkeln an und schleiche mit der zweiten Zimmerkarte Richtung Starbucks, um meine erste Dosis Koffein zu mir zu nehmen. Es regnet noch immer, aber das ist egal - bin ich doch in der Stadt der Liebe. Mit meinem Cappuccino in der Hand nehme ich in der ersten Etage bei Starbucks Platz und geniesse die Ruhe hier. Ich beobachte das rege Treiben draußen auf dem Boulevard Saint Germain. Die ersten Einträge meines Blogs habe ich schon fertig, nur das hochladen der Bilder ist schwierig - das wifi ist einfach überlastet. 

Gegen 09:00AM kommt das erste Lebenszeichen von Schatzi und so kehre ich mit einem Cafe Latte zurück ins Hotel. Heute ist wohl Karo Tag, hat die beste aller Ehefrauen vorgelegt und so ziehe ich mein neues extra hippes und extra langes Karo Hemd von COS an. Oben drauf kommt die passende gelbe Mütze. Fertig! Und die Göttergattin hat ihre schwarz/ rote Karobluse an und darüber einen schlichten Pullover. Beiläufig fragt sie mich ob sie ihre schwarze Strickjacke mitnehmen soll? - der Leomantel würde ja schlecht passen!

Ich wusste es, werter Leser - der Leomantel war ein geschicktes Ablenkungsmanöver, aber ich gehe einfach über diese Bemerkung hinweg. Zumindest für diesen Moment. Statt Frühstück gibt es Selfies, davon werde ich nicht satt, aber ohne Frühstück sehe ich schlanker auf den Fotos aus, denke ich zumindest.


Es geht weiter durch Saint Germain und das Wetter ist immer noch nicht besser. Aber ich will nicht jammern, das kommt noch...

So richtig kann ich mir das nicht mit ansehen wie Schatzi nur aus modischer Überzeugung friert, so ohne Mantel. Der Regen weicht meine Schuhe auf und die fierende beste aller Ehefrauen mein Herz und so schlage ich vor das wir doch mal bei Zara nach einer Jacke schauen. Gesagt, getan, geshoppt und mit einem schwarzen Mantel und der Erfüllung meiner Prophezeiung verlassen wir den spanischen Modehersteller. Das nächste mal packe ich den Koffer, denke ich mir. Damit es gerecht ist, habe ich mir dann aber auch noch eine coole Bikerjacke aus veganem Lammfell zugelegt und so können wir angemessen gestylt in den nächsten Designtempel, in den HERMES Concept Store eintreten.

Boutique HERMES

17 rue de Sèvres

75006 Paris


Nach soviel Design geht es inspiriert und motiviert weiter in das älteste aber mit Abstand schönste Kaufhaus von Paris - in das Bon Marché.

Das liegt ebenfalls auf der Rue de Sèvres, rund 500m entfernt.

Wir betreten the place to be und Schatzi ist von soviel geballten Luxus überwältigt und fängt an die Shops von Prada und Co. zu fotografieren. Etwas peinlich ist das schon und so versuche ich sie in die erste Etage zu ziehen, da gibt es nämlich das coole Café in das ich unbedingt möchte.

Hier gibt es dann endlich ein Frühstück für mich, ein Chia Samen Pudding mit Kokosraspel - natürlich Kohlehydrate frei, während die beste aller Ehefrauen bereits Appetit auf einen Thunfischsalat verspürt.

Hier möchte ich nun für immer bleiben, in diesem modernen Workspace. Hinter uns kann man Schallplatten kaufen, der Cappuccino ist exzellent und alles ist so nett anzusehen. Auch die Änderungsschneiderei das L´Atelier inmitten des DENIM DEPARTMENT is ein echter Hingucker. 


Irgendwann müssen wir aber doch los, schade hier wäre ich gerne geblieben. Aber zum Glück müssen wir nur die Strasse überqueren und landen direkt im Conran Store, auch so ein Tempel des gutem Designs. Ich denke wehmütig an Bielefeld und die Wahl zwischen IKEA und den trutschigen Boutiquen mit ostwestfälischen Chic. Meinen Frust über OWL ( Ohne Wahre Liebe ) werde ich dann später mit einem sündhaft teurem Champagner versuchen zu ertränken. Doch zunächst versuche ich mich an aller Hand unbekannten Düften, die es in den einschlägigen Läden wie Douglas und Müller nicht geben wird. Meine Sinne sind benebelt mein Verstand inspiriert und um mich an diesen Moment zu erinnern kaufe ich dann die GET HAPPY Seife die mir beim morgendlichen Händewaschen dann den Start in den Alltag erleichtern soll.

Nach fast 50min kreativer Inspiration verlassen wir den Conran Shop Richtung Norden auf der Rue du Bac und kommen schon nach wenigen Metern in einen hippen selfservice Supermarkt. Hier gibt es allerlei Krimskrams aber auch so essentielle Dinge wie Zahnpasta und Shampoo. Am Ende bezahlt man selber an einem von zwei Terminals, dabei ist neben der Karten Zahlung auch Barzahlung möglich. Ich glaube wenn ich in diesem Leben noch mal umziehe, dann entweder nach Belgrad, oder eben nach Paris ins Saint Germain.


Nach der bereits erwähnten Pause mit dem sündhaft teurem Champagner (15€/ 0,25cl)und dem pflegen der Social Media Kanäle geht es weiter auf der Rue du Bac und ich bin der besten aller Ehefrauen dankbar das ich nach fast 25Jahren Paris auch mal neue Plätze entdecke, so wie auch diesen Hinterhof, der neben einem Coffeestore und einer Bäckerei auch allerlei coole Bars beherbergt.


Jetzt habe ich genug gesehen und muss ganz dringend. Aber wo? Aus zeittechnischen und logistischen Gründen fällt mir nur eines der großen Kaufhäuser ein, in deren Anonymität man(n) ungestört seinem Harndrang nachgehen kann und so rufe ich per Handzeichen ein Taxi, das die beste aller Ehefrauen und mich zur Galerie Lafayette bringt. Nach kurzer Fahrt vorbei am Louvre erreichen wie den Place de Opèra und weil soviel Verkehr ist, steigen wir hier schon aus. Viel länger hält meine Blase das ewige stop and go im Verkehr nicht mehr aus. Ich stürme am Sicherheitsbeamten vorbei ohne meine Tasche auf Sprengstoff prüfen zu lassen, bin selber so gesehen eine Wasserbombe die gleich platzt wenn es mir nicht gelingt rechtzeitig das Souterrain mit den Toiletten zu erreichen. Nach 5min verlasse ich erleichtert die übel riechenden Toiletten der Galerie Lafayette und so kehre ich hoch motiviert zu Schatzi zurück. Die hat glücklicherweise keine Dummheiten im überdimensionalen Shoe Department im Erdgeschoss angestellt und so können wir ohne eine weitere Tüte in den 3.Stock fahren um den mega Tannenbaum in seiner ganzen Größe zu bewundern.

Nach soviel Mega Kitsch und verschiedenen misslungen Selfie Posen muss noch ein Eiffelturm Foto her und als Wahl Pariser und Insider weiss ich das man auf dem Dach der Galerie Lafayette auch noch eine gute Aussicht auf Paris hat, zumindest auf alles was im Süd/ Westen liegt.


So langsam wird es dunkel und ich müde. Das mit Schatzi ist anstrengender als jeder Store Check, aber so sehe ich wenigstens etwas von Paris. Wir machen uns jetzt auf den Weg von der Galerie Lafayette entlang der Rue Réaumur Richtung Sentier Viertel. Wir überqueren schliesslich die Rue Étienne Marcel und ich werde noch einmal sentimental. Hier musste man früher hin als Designer wenn man wissen wollte was in war - heute ist das nicht mehr so, geblieben sind die coolen Cafés.

Nach 40min erreichen wir endlich das Hotel und sind wieder in der Free Wifi Zone und die beste aller Ehefrauen kann ungehemmt Instagram mit den Bildern des Tages fluten. Ich wäre ja dafür das man nicht mehr als 12 Bilder pro tag posten darf, Schatzi ist im flow und haut 24 Bilder in ihren feed. Am Ende ist der Hunger größer als die Gier nach Followern und so verlassen wir doch noch heute das Hotel. 


Heute ist Schatzi dran mit der Auswahl des Restaurants. Etwas überfordert mit der Wahl der angemessenen Lokalität bittet mich die beste aller Ehefrauen um Rat wohin es gehen soll. Als Insider schlage ich vor zwischen zwei Hotspots zu wählen. Entweder die hippe Bar Du Marché am Ende der Rue de Buci, oder in das angesagte Le Comptoir du Relais. Wie immer ignoriert die beste aller Ehefrauen mein gesprochenes Wort und entscheidet sich vollkommen spontan für das erst beste Restaurant. Bevor ich das Schlimmste verhindern kann, finde ich mich plötzlich wieder zwischen zwei dicken Holländerinnen, Pakistanis und einer Gruppe von Engländern in praktischen Wanderklamotten. Auf die Frage warum die Wahl auf diese schrecklichen Lokalität gefallen ist, erwidert die beste aller Ehefrauen das sie eben Hunger auf Muscheln hätte und die Muscheln der beiden dicken Holländerinnen hätten doch so lecker ausgesehen. Ich füge mich nur unter Protest in mein Schicksal. Leider habe ich meine Brille im Hotel aus stylischen Outfit Gründen zurück gelassen, so kann ich noch nicht einmal die Speisekarte selber lesen und bin auf die beschränkten Französisch Sprachkenntnisse der besten aller Ehefrauen angewiesen. Aus Protest und um mich selbst zu kasteien bestelle ich einen Caesar Salat - den Hinweis auf eine nicht durch gegarte und ungeniessbare Hühnerbrust auf dem Salat konnte mir Schatzi nicht geben. So stochere ich missmutig im Salat und schiebe die überdimensionalen Croutons herum, während Schatzi sich voll und ganz auf Ihre Muscheln konzentriert. Selbst der Billig Fusel von Hauswein in der Karaffe kann nicht seine Wirkung entfalten und so bleibe ich nüchtern und muss bei vollem Bewusstsein diese Qualen über mich ergehen lassen. Am Ende verspricht die beste aller Ehefrauen das morgen alles besser wird. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben die stirbt vermutlich ja zum Schluss und ich vermutlich davor an einer Salmonellen Vergiftung durch die halb gare Hühnerbrust.

Ende Tag 2