Paris Tag 3

Heute hat sich die beste aller Ehefrauen viel vorgenommen. Nicht nur ein oder zwei Sehenswürdigkeiten in der Stadt der Liebe, nein heute sollen in der 2,2 Millionen Metropole gleich 3 Hotspots besucht werden. Als erstes der Eiffelturm mit anschliessender Seine Tour, dann einen Abstecher auf die Champs-Élysées und da dann noch auf den Triumphbogen. Nun ja - wenn man(n) wie ich schon über die Mitte seines Lebens hinaus ist, muss man sich eben Ziele setzen - wer weiss denn schon, wie viel Zeit einem bleibt.

Madame ist dann auch tatsächlich ganz früh für ihre Verhältnisse aufgestanden und hat als erstes unser Micro Bad besetzt. Nach unendlichen 30min darf ich auch ins Bad. Mich erwartet komplettes Chaos. Aber gut, füge ich mich in das Schicksal und in die viel zu enge Dusche und versuche die Erinnerung an das schreckliche Abendessen von gestern abzuwaschen. Vermutlich habe ich noch nicht erwähnt das der Fön in unserem Micro Bad es nicht verdient Fön genannt zu werden. Sobald das elektrische Kleinteil sich bis auf 20cm der Kopfhaut nähert stellt es im selben Moment den Betrieb ein. Und weigert sich die nächsten 5min seiner Hauptaufgabe, nämlich Haare zu trocknen, wieder aufzunehmen. So dauert es dann auch fast 30min bis meine Haare trocken sind. Aber dafür ist dann auch die beste aller Ehefrauen fertig, komplett gestylt - heute wieder im Leo Mantel.

Wir verlassen das Hotel und gehen bei nur leicht bewölktem Himmel Richtung Metro. Mit der RER Linie C kommen wir nach nur 3 Haltestellen an der Champ de Mars Tour Eiffel an und folgen dem Strom der unzähligen Touristen Richtung Eiffelturm. Der weg führt vorbei an unzähligen Cafés, aber Schatzi ist unerbittlich und es gibt wieder einmal kein Frühstück, geschweige denn einen Cappuccino. Dafür stehen wir bei klirrender Kälte in einer langen Schlange an, um 2 Tickets für den Eiffelturm zu ergattern. Wehmütig blicke ich an den Eingang mit der Überschrift online Tickets, die ist deutlich kürzer, aber ich habe wohl einfach nicht genügend Überzeugungskraft gehabt, als ich vor Wochen die beste aller Ehefrauen bat, die Karten zu besorgen. Aber auch das Warten hat eine Ende und wir gehen etwas verfroren, aber als stolze Besitzer zweier 25€ Tickets Richtung Fahrstuhl. Als wir nach kurzer Fahrt den ersten Fahrstuhl verlassen, bin ich doch sehr überrascht. Wie in Deutschland, perfekt organisiert, werden wir durch lautes Rufen unzähliger Eiffelturm Mitarbeiter zum nächsten Fahrstuhl geleitet um von dort dann die Spitze mit einem zweiten Fahrstuhl zu erklimmen. Oben angekommen stürme ich die letzten Stufen hinauf um noch einen guten Platz für Fotos zu ergattern, schleppe ich doch meine 1200g schwere Spiegelreflex Kamera mit mir rum, um "professionelle" Insta Fotos zu schiessen. Dann ist er gekommen, der eine Moment wenn man über ganz Paris blicken kann und das lange warten in der Schlange ist vergessen. 


Ich bin der besten aller Ehefrauen dankbar das es zumindest ein Croissant und einen Cappuccino auf dem Eiffelturm gegeben hat, sonst hätte ich hier gestreikt. Damit ist neben einem Frühstück und der erste Programm Punkt erfolgreich absolviert worden und es geht weiter zur Seine Fahrt. Zum Glück ist der Ticket Counter dafür direkt unterhalb des Eiffelturms - aber auch hier hätte man die Tickets online vorher kaufen können, egal nur kein Stress wie Frank sagt.

Jetzt warten wir wieder einmal in der Schlange, das Boot legt in 20min ab und alles ist organisiert. Bevor es auf das Boot geht kann man noch ein Erinnerungsfoto von sich machen lassen. Allerdings ganz old school analog und in Papier und ich frage mich wie ich wohl das Foto in meinen Insta Account bekommen soll ? Da wir auf das Foto verzichten, können wir direkt aufs Boot und Schatzi hat an Deck die Auswahl unter allen Plätzen. Und die Wahl fällt natürlich auf die Front Row, was denn sonst. Das Boot legt ab, aber Schatzi hat so gar keine Zeit sich die Sehenswürdigkeiten rechts und links der Seine anzuschauen, postet sie doch lieber im Sekunden Takt neue Bilder um neue Follower zu gewinnen und den Abstand zu meiner übersichtlichen Anzahl der selbigen zu vergrößern. 


Nach der Seine Fahrt geht es zurück zur Metro Station und von dort direkt zur Champs-Élysées. Wir steigen ans der Champs-Élysées-Clemenceau Station aus und laufen langsam bei herrlichem Wetter hinauf zum interessanteren Teil. 

Erste Anlaufstelle ZARA, wer weiss vielleicht gibt es hier nicht noch mehr coole Styles? ich könnte mich dann nochmal umziehen und hippe Fotos bei dem schönen Wetter von mir machen. Also stürzen wir uns in den ersten Konsum Tempel über 4 Etagen und verlieren uns zwischen dem WOMEN Departement und dem MAN floor. Nach 30 Minuten werden die ergatterten Schätze verglichen und wir gehen gemeinsam zur Kasse. Da ich mich nur für ein Sweatshirt im Versace Stil entschieden habe, ist meine Tüte deutlich kleiner und leichter als die der besten aller Ehefrauen, aber Schatzi trägt ihre große Tüte wie immer mit viel Stil und Würde. Nach soviel Shopping bekommt man(n) auch schon wieder Hunger und so kehren wir bei Pizza Pino ein. Der Touristen Anlaufpunkt hat etwas Gutes an sich. Nicht nur das er mitten auf der Champs-Élysées liegt, er ist auch so groß das man immer einen Platz findet und beim Essen kann man keinen Fehler machen nur die Preise sind echt französisch, kostet eine Pizza im Schnitt 18€, aber dafür schaut man auf eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Paris.

Der original emigrierte italienische Ober hat wohl heute seine Tage und ist schlecht drauf. Aus Erfahrung mit 4 Frauen zu Hause weiss ich wie man(n) damit umgeht, allerdings bei den Preisen habe ich weniger Mitgefühl mit ihm. Daher weise ich auch direkt und wenig sensibel darauf hin das ich schon lange auf meine Pizza warte, da Madame bereits ihre sündhaft teuren Nudel mit Scampi vor sich stehen hat. Wie zu Hause wird dann die Verantwortung an jemand anderen weitergegeben und so beschwert sich der Superiore bei den beiden arabischen Pizza Bäckern am Steinofen. Noch einmal muss ich den Superiore bemühen, mir fehlt Salz. Ohne Lächeln aber mit viel Stil und einer gewissen Eleganz stellt er das original italienische Salz-Pfeffer-Öl Set uns auf den Tisch. Das gibt dann doch noch mal ein paar Pluspunkte und wird sich im Trinkgeld für ihn auszahlen.

Den Espresso habe ich mir gespart, Schatzi benötigt dringend eine Steckdose. Hat sie doch ihre 100% Akku fast vollkommen verbraucht beim permanenten posten von Bildern. Ich glaube ich entfolge bald der besten aller Ehefrauen, nicht nur um den Abstand der Follower wieder zu verringern, nein ich habe nur noch Schatzi im Feed und sehe kaum noch Bilder von Leuten denen ich folge.

Laut google gibt es hier irgendwo ein Starbucks - das hätte viele Vorteile. Erstens da gibt es free Wifi und Steckdosen. Viel wichtiger für mich, es gibt dort einen genießbaren Cappuccino. Das ist etwas was die Franzosen nicht können. Was ich bisher hier habe gesehen und verzehren dürfen war offen gesagt eine Katastrophe. Irgendwie hat der Schaum nix von Barista Qualität, wirkt fast wie steif geschlagenes Eiweiss und darauf wird dann noch Kakaopulver gestreut. Unter diesem Mantel des Schreckens sieht und schmeckt es auch nicht besser. Mit dem Handy in der Hand und der Karten App suchen wir jetzt Starbucks. Den finden wir auch, nur leider ist das ein offenes Café in einer in die Jahre gekommenen Galerie, mit viel zu wenig Steckdosen. Aber Schatzi wäre nicht der Guardian of the Galaxy, würde sie nicht so penetrant nach einem Platz mit Zugang zur Strom Versorgung suchen, finden und beanspruchen. Und so sitzen wir beide 10min glücklich am und im Netz und genießen die Möglichkeit unsere Follower mit neuen Post zu beglücken.

Bevor es dann auf den Triumphbogen geht waren wir noch kurz im H&M Mega Store, der liegt nämlich genau daneben.



Es wird langsam dunkel, Dank der vollkommen überflüssigen Zeitumstellung bereits um 17:00Uhr. Wir nähern uns mit aufgeladenen Akkus dem Triumphbogen und wie bereits angedroht besteht die beste aller Ehefrauen darauf das wir auch diesen Programm Punkt noch erledigen. Hatte ich gehofft es reicht ein Foto von unten, heisst es jetzt aber wir müssen uns in der Touristenschlange anstellen um zwei Tickets für den langen und steilen Aufstieg zu erwerben.

Nach 15min in der ersten Schlange stehen, geht es nun unterirdisch zum Triumphbogen um dort ein weiteres Mal in der Schlange zu stehen. Diesmal werden unser Taschen kontrolliert, auch die Zara Shopping Bags. Hatte ich doch vergessen das Frankreich noch im Ausnahmezustand ist und von so vielen Attentaten heimgesucht wurde, das immer noch überall Taschen kontrolliert werden. Sicherheit geht halt vor. Ich jetzt auch, weil Schatzi auf der Hälfte der Wendeltreppe jetzt ins Schwitzen kommt und das Tempo deutlich verringert. Vielleicht hätte sie doch nicht soviel shoppen sollen. Ich muss die beste aller Ehefrauen zurück lassen, möchte ich doch unbedingt noch Fotos machen bevor das Licht endgültig verschwindet und ich im halbdunkel aufgrund meiner Alters bedingten Sehschwäche die Kamera nicht mehr bedienen kann. Ich wünschte Alexa oder Siri könnten hier mal einspringen.

Nach 15min hat auch Schatzi das Dach des Triumphbogen erreicht, aber ich kann mich von solchen Nebensächlichkeiten nicht ablenken lassen, bin ich doch hochkonzentriert beim Fotografieren und nutze die allerletzten Sonnenstrahlen aus.


Kurz bevor wir das Hotel erreichen entscheide ich mich noch einmal in den coolen und hippen Brillenladen zu gehen. Hat es sich doch heute wieder einmal gezeigt das meine altersbedingte Sehschwäche dringend eine Unterstützung benötigt. Eine charmante Französin mit gutem Englisch hilft mir dabei ein passendes Brillengestell zu finden. Und so finde ich auch ein cooles Designerstück. So elegant und besonders, das dies wohl in Deutschland nicht einfach zu finden ist bei all den Fielmann und Apollo Angeboten - denke ich bis zu dem Moment bis ich die Brillenhülle in der Hand halte. Da steht nun deutlich zu lesen Made in Germany. Toll, muss dringend etwas gegen meine Vorurteile machen. Ich freue mich jetzt das ich innerhalb von 12Stunden meine Brille mit den auf meine Bedürfnisse abgestimmte Gleitsicht Gläsern bekomme, in Deutschland muss ich da in der Regel eine Woche darauf warten. 


Und so endet dann ein sensationeller Tag 3 in Paris, mit Abstand einer meiner schönsten Aufenthalte in Paris, vermutlich weil man die Stadt der Liebe auch mit der Liebe seines Lebens besuchen sollte.

Abgerundet wird der Tag nur noch das wir heute Abend mehr Glück mit der Restaurant Wahl haben. Und so sitzen die beste aller Ehefrauen und ich an einem kleinen Bistro Tisch an der Strasse unter Heizstrahlern und geniessen das Essen und den leckeren Wein im Umfeld von lauter hübschen Menschen.

ENDE TAG 3