Tag4 & Rückreise

Heute bin ich etwas wehmütig aufgewacht, da unser letzter Tag angebrochen ist. Wir werden heute in das etwas graue und trostlose Bielefeld zurück fliegen.

Zunächst schleiche ich mich wieder einmal im halb dunklen raus Richtung Starbucks und kann ein letztes Mal das rege Treiben im morgendlichen Paris als Zuschauer verfolgen. Gegen 9:00AM meldet sich dann die beste aller Ehefrauen per whatsapp. Madame wäre soweit und wünsche einen Kaffee. Ihr Wunsch, mein Befehl, also gehe ich mit einem frisch zubereiteten und eingefüllten Cappuccino in ihren Kaffee Mug zurück Richtung Hotel.

Dort angekommen erwartet mich eine Überraschung. Madame hat bereits gepackt und setzt mich so unter enormen Leistungsdruck, muss ich doch noch duschen und meine Sachen im Koffer verstauen. Nach 30min bin ich auch soweit und so können wir das Zimmer 42 mit unseren Koffer Richtung Rezeption verlassen. 

Da ich über booking.com gebucht habe, ist schon alles bezahlt, bis auf die ominöse Citytax, aber die hält sich mit 9,90€ in Grenzen. Die Koffer und die prall gefüllte Bigbag mit unseren Shopping Ergebnissen aus 3 Tagen Paris lassen wir im Hotel und gehen hinaus auf die Strasse. Uns erwartet ein herrlicher Tag mit viel Sonne.

Zunächst geht es Richtung Notre Dame am Seine Ufer entlang. Dort machen wir in aller Ruhe noch ein paar Blogger Fotos. Danach geht es zur Notre Dame. Von Aussen sehr schön anzusehen, ist die Kirche von Innen doch recht langweilig und so gehen wir weiter über die Pont Saint Louis auf die Île Saint-Louis, eine kleine feine Insel, wenig touristisch auf der Seine. Mein Ziel ist die Pont Marie, die Brücke der Liebenden. Wer hier mit seiner/ seinem Liebsten über die Brücke geht wird sich ewig lieben - das hat man uns zumindest während der Bootsfahrt erzählt. Statistisch sind wir mit 20Jahren Ehe eh weit über Schnitt, also ist das nur pro forma hier.

Unterhalb der Pont Louis Philippe ( das ist eine Brücke davor ) gibt es ein kleines Café ,mit unglaublich günstigen Preisen für Paris. Für ein Baguette mit Camembert, einem Schoko Croissant und zwei Café au lait, zahle ich nur 7,20€. Wie könnte der Tag denn besser starten. Nach meinem early coffee bekomme ich jetzt noch ein Frühstück, übrigens das erste mal in Paris.

Ich bitte die beste aller Ehefrauen noch zwei Gläser Champagner für uns zu holen.

Nach 3min kehrt Madame allerdings mit zwei Plastikbechern in der Hand gefüllt mit Cidre zurück. Ok - ein Versuch war es wert, und heute bin ich so beseelt das ich diesen Fauxpas der besten aller Ehefrauen verzeihe - zumindest für diesen Moment.

Nach dem petit déjeuner geht es weiter durch unbekannte Gassen Richtung Marais. Wir kommen noch an einem kleinen Wochenmarkt vorbei und sind 15min später am BHV/ Marias angekommen. Schatzi ist begeistert von meinem Orientierungssinn, sucht aber immer noch den Fehler in meinem Weg. Ziel ist es noch einen Kaffeemug zu erwerben. Dieser hatte sich in den letzten Tagen als äussert praktisch erwiesen und nun möchte Schatzi damit eines unserer Pubertiere beglücken. Im Conceptstore angekommen geht die beste aller Ehefrauen zielstrebig auf das stylische Regal zu in dem noch einige der Kaffeemugs stehen. Diesmal soll es ein weisser Mug sein. Aber natürlich nicht das Ausstellungsstück. Also greift sie tief hinten ins Regal um nach einer jungfräulichen Verpackung zu greifen. Plötzlich gibt es ein lautes Geräusch und mir fällt auf der Rückseite des Regals ein großer und schwerer Tonkrug vor die Füsse. Zum Glück bleibt dieser ganz, was die hippe Verkäuferin auch gleich fachmännisch begutachtet und bestätigt. Schatzi bekommt Hitzewellen, jetzt weiss sie wenigsten wie ich mich in meiner Midlife Krise fühle und bekommt einen Eindruck auf die kommenden Wechseljahre.

Nach dem Schreck geht es weiter Richtung Les Halles, hier muss noch in dem gigantischen Shoppingcenter ein weiteres Mitbringsel besorgt werden und so vergeht eine weitere Stunde unseres letzten Tages in Paris.


Nach einem Blick auf mein Handy stelle ich fest das unser Zeitfenster deutlich geschrumpft ist und so versuche ich die beste aller Ehefrauen zu überzeugen, das es Zeit wäre, die verbleibende Zeit auch noch für einen Lunch zu nutzen.

Heute soll es endlich in Bar du Marché gehen, hatte mir Schatzi doch versprochen das wir zumindest uns einmal in das hippe Straßencafé setzen werden. Ausserdem muss ich danach auch noch meine Hippster Brille abholen die ich am Abend vorher gekauft habe. Nach 20min sind wir zurück in der Rue de Buci und zum Glück ist auch noch draussen in der Sonne ein Tisch für uns frei. Dank Klima Erwärmung und dem Einsatz von Heizpilzen können wir den Lunch an der Strasse im Freien genießen. Madame wählt einen gegrillten Burger und ich die rohe Variante als Tatar mit Ei und Pommes.

Nach dem Essen gibt es noch einen Espresso und eine gesalzene Rechnung, ist eben Paris und IN Location, aber ich bin glücklich über diesen wunderbaren Tag und leicht beschwingt wegen dem Bier zum Essen. Jetzt geht es aber zum Brillen Laden um meine neuste Errungenschaft samt Gleitsicht Gläsern abzuholen. Die Brille ist auch wie versprochen fertig und so bin ich um viele Euros ärmer, dafür stolzer Besitzer einer Designer Brille Made in Germany. Im Hotel holen wir nur kurz unsere Koffer ab und dann geht es auch schon zur Metro Station, bin ich wie immer in Sorge das unvorhergesehene Ereignisse meinen perfekten Plan zu Nichte machen könnten.


Der liebe Gott meint es gut mir mir und so erreichen wir ohne große Umstände das Gleis der RER. Und als der Zug einrollt, wird mir bewusst das ich doppelt Glück habe, diese RER hält an nur 2 Stationen und fährt dann direkt durch zum Flughafen. Schatzi ist darüber gar nicht amused, hätte sie die Zeit doch gerne noch für das Shopping genutzt. Beim einsteigen entscheidet sich die beste aller Ehefrauen für den Waggon in dem nur ein Vierer Platz frei ist. Den lässt sie sich aber vor der Nase wegschnappen - liegt wohl an ihrer mangelnden Erfahrung im Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln, fährt sie ja nur Auto. Ich biete ihr an sich zu setzen, würde ich doch höflichkeitshalber einfach stehen bleiben. Das passt der besten aller Ehefrauen so gar nicht und so beginnt sie nun unser Gepäck auf ihrem Schoss zu stapeln damit ich Platz nehmen kann. Will ich nicht - das will sie aber nicht und nötigt mich das zu tun was sie möchte. Freundlich lehne ich ab, mit dem Hinweis ich wäre zwar jetzt 50, aber noch nicht so alt das ich nicht stehen könne, besuche ich doch auch regelmäßig ein Fitness Studio zum Muskel Aufbau. Aber wie so immer gibt es in unsere Ehe kulturelle Sprach Barrieren. Ein Wort ergibt das andere, bis die nette ältere Dame von gegenüber mit einem leicht französischen Akzent, aber fliessendem Deutsch darauf hinweist, das sie die nächste Station aussteigen wird, ihr Platz dann frei sei und wir uns nicht mehr streiten müssten. Bis zur nächsten Station entsteht eine gewisse peinliche Stille, die die Dame sichtlich mit einem Lächeln geniesst. 

Am Flughafen angekommen entscheide ich bevor wir in der Halle des Abflugterminals nur rumsitzen, noch einen Drink in der Hilton Lounge am Flughafen zu nehmen. Die Idee hatten allerdings noch weitere 60 Fluggäste und so sitzen wir dann irgendwie doch in einer Abflughalle, nur das das Bier hier noch teurer ist, als im Terminal 2G. 

Nach 30min geht es dann noch weiter mit dem Transferbus zum Abflug Terminal und dem Bagage drop off. Es scheint eine perfekte Übersetzung meines Plans zu werden. Die Maschine hebt dann auch pünktlich ab und Schatzi hat davor noch ausgiebig im Duty free sich glücklich geshoppt.


EPILOG

Endlich konnte die beste aller Ehefrauen ihren Gutschein einlösen und mit mir nach Paris fliegen. Für mich ist das nicht nur wegen der Inflation und der Euro Umstellung deutlich teuerer gekommen, nein sind die Ansprüche jetzt höher und weniger idealistisch als wie vor 20 Jahren. Egal - es war schön und das ist das Einzige was zählt.

In ein paar Wochen geht es dann nach Ljubljana - bin schon gespannt was mir dort widerfährt an der Seite der besten aller Ehefrauen.