Tag 1 ein langer Flug

Heute geht es los in meinen Weihnacht Urlaub nach Mauritius.

Mein Koffer ist seit gestern gepackt, der von Madame wurde heute Morgen gepackt. Zwischen dem Basteln von zwei Weihnachtskarten und einem spontan Besuch bei einer Freundin. Ich bin gespannt wie lange die beste aller Ehefrauen das noch so entspannt durchhalten wird. Irgendwann wird jeder älter und dann muss man vieles überdenken. Der Kurzbesuch hat ungefähr 30min Auswirkung auf unsere Startzeit gehabt. Als erfahrener Deutscher mit einer Serbin in einer Gemeinschaft lebend, habe ich solche Situationen immer mit einkalkuliert. Das wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern. Daher habe ich auch meine Beerdigung schon mal geplant und die Serben und im besonderen meine Frau werden vom Bestattungsunternehmen 60min früher eingeladen, sonst verpassen die noch den besten Teil und kommen nur zum Leichenschmaus vorbei.

Schatzi musste allerdings während der Fahrt sich eingestehen, das sie jetzt doch einige Dinge vergessen hat. Man kann eben nicht alles haben, Spontanität und einen perfekt gepackten Koffer. Jetzt sitze ich am Gate und gleich startet der Flieger. Das hatten einige im Vorfeld in Frage gestellt.

Zunächst hatte sich meine Schwägerin gemeldet mit dem Hinweis wir müssten 3 Stunden vor Abflug am Flughafen sein. Ist jetzt eh zu spät, wir sind da schon unterwegs und werden auch erst 2 Stunden vor Abflug ankommen, ich bin ja schließlich nicht Batman und in meinem Batmobil unterwegs und kann jetzt auf Düsentrieb umschalten. Die Terror Warnung von gestern wo 4 Bekloppte den Flughafen in Stuttgart fotografiert hatten, war bereits aufgehoben. Schon während der Autofahrt hatte HR3 berichtet das es KEINEN Hinweis mehr für einen Anschlag gäbe.

Vermutlich hatte meine Schwägerin aber wieder Hetz TV geschaut. Denn am Flughafen waren weder Polizisten zu sehen, geschweige denn Militär mit Maschinenpistolen.

Der zweite im Bunde ist unser Freund aus Mauritius. Der hatte sich auch während der Autofahrt gemeldet mit einer Sturmwarnung. Wir sollten unseren Flug checken, er befürchte, das wir nicht landen könnten. Aktuell sitze ich im Flieger und habe große Hoffnung daß wir nicht nach Tansania umgeleitet werden, sondern pünktlich landen werden. Eventuell hat er ja unser Zimmer doppelt vermietet oder den early check-in vergessen und wollte so etwas Zeit gewinnen.

Der dritte im Bunde war dann der hessische Barkeeper in der Abflughalle, der von gestrandeten Condor Maschinen erzählte und sechsstündigen Flugverspätungen. Ich denke er wollte mit der Gummibärchen Nummer nur mehr Trinkgeld haben. Die Masche zog aber nicht bei mir und es gab nur 1.20€ aufgerundet. Wer Schauermärchen erzählt bekommt eben auch nur ein schrecklich kleines Trinkgeld.

Allerdings gibt es noch ein gewisses Restrisiko. Ich habe Wunderkerzen im Koffer, für Sylvester. Hoffe nach dem Erlebnis von Dortmund ( Prolog Serbien 2018 ) das mein Koffer ankommen wird. Sonst kann ich die nächsten Tage nicht vor die Tür gehen, soviel ich weiss gibt es auch keinen FKK Bereich in der Anlage und auch ist Nacktbaden an den öffentlichen Stränden nicht gestattet.

Während ich hier sitze und warte und schaue ich mich dabei ein wenig um.

Ich stelle fest, der Deutsche hat im Allgemeinen keinen Modegeschmack.

Auf Reisen sieht man dann die Unfähigkeit der Deutschen sich gut anzuziehen besonders deutlich.  Und da guter Geschmack eben einsam macht, sitze ich am Gate B44 am Flughafen Frankfurt alleine gut gekleidet im schlichten Schwarz, wie auf der Beerdigung des guten Geschmacks, zwischen jeder Menge Menschen denen es einfach nicht gelingen will sich gut zu kleiden.

Hier wird alles angezogen was bequem ist nur farblich oder stilistisch darf es nicht zueinander passen. Da gibt es dann Leberwurst farbige Socken in pinken Schnallen Schuhen im praktischen Geox Design in Kombination mit einer türkisen Softshell Jacke und selbstgestrickten Schals. Gott sei Dank ist es Winter und mir bleibt der Anblick von Croxx erspart. Das ist Sondermüll nicht nur aus Umweltgründen, vielmehr gehört der Erfinder hinter Gittern und hätte ein Verbot von mir auf Lebenszeit Konsumgüter zu entwickeln. Wer Bio kauft darf so etwas nicht tragen, macht auch noch Schweißfüße und läßt Kinderfüße erwiesenermaßen orthopädisch verkümmern.

Das bevorzugte Beinkleid der Deutschen ist eine straight, die ist nicht in und seit Jahren out, aber bei den Deutschen wahnsinnig beliebt. Vermutlich weil sie so bequem und praktisch ist. Nicht zu eng an der Wade und locker im Schritt. Das gilt wohl für Frauen wie auch für Männer gleicher maßen.

Neulich hatte ich noch etwas Hoffnung als ich auf Facebook ein paar Freundschaftsanfragen von offen lebenden Schwulen bekam. Sind diese doch allgemein als Kenner und Konsumenten von Mode und anderen schönen Dingen bekannt. Allerdings hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Modisch scheinen die Jungs auch die straight zu bevorzugen, das alleine ist schon ein Brüller wie ich gerade beim Schreiben feststellen muss. Nix gegen Euch Jungs, mag Euch wirklich auf meine platonische Art, aber modisch ist anders. Ich verweise da gerne mal auf die Spanier. Die haben nicht nur in Sachen Mode die Nase vorne mit ZARA und Co, auch deren Schwule sind wohl mit Abstand die attraktivsten und modebewusstesten wie man(n) auf Instagram sehen kann.

Bei dem Kauf von Rucksäcken, der praktische Begleiter für das Handgepäck und auf Reisen, ist Farbe der Impulsgeber. Allein betrachtet mag es wohl gehen, im Gesamtlook eine Katastrophe. Es ist wohl den Deutschen nicht gegeben selbstständig Farbharmonien zu bilden. Mit dem Abgang von Jil Sander, der einzig waren Modeschöpferin made ich Germany, gibt es nun die Abenddämmerung in Sachen Mode hier zu Lande.

Ich nehme an das die Unfähigkeit der Deutschen sich mit Mode gekonnt auseinander zu setzen am Ende auch keine stilsichere Bloggerin mehr zu Tage bringen wird. Verglichen mit Aimee Song oder Chiara Ferragni sind Bibis Beautypalace oder Dagi Bee reine Witzfiguren und passender für die Muppetshow mit der gewollten Lächerlichkeit, mit der sie sich jeden Tag ihren Followern auf youtube preisgeben. Ihre Attitude schrill, bunt und laut, in einem Wort - stillos und niemals stilvoll.

So versuche ich mein schweres Los zu ertragen und hoffe, daß der Anblick dieser vielen schlecht angezogenen Menschen, nicht noch weiter meine Sehfähigkeit beeinträchtigen wird. Ich glaube nicht das ich eine altersbedingte Sehschwäche habe, es ist einfach die Verweigerung sich weiterhin schlecht gekleidete Menschen anzusehen.

Jetzt werde ich aber erst mal eine Runde schlafen und wenn ich wieder aufwache sind wir hoffentlich auf dem Landeanflug auf Mauritius - in time selbstverständlich.