Pausenstullen deluxe

#was ist der Unterschied zwischen Stullen schmieren und einer Kollektion machen?

KEINER! 

Seit Anfang des Jahres schmiere ich die Schulbrote für meine 3 Töchter.

Dafür quäle ich mich von Montag bis Freitag um 05:50AM morgens aus dem Bett und wechsle meine Schlafanzugshose mit einer Trainingshose, der Bart wird in Form gekämmt und da ich viel träume sehen meine Haare recht wild aus. Deshalb ziehe ich ein Cappy auf. Neben einem rein ästhetischen Selbstanspruch möchte ich meine Töchter ja nicht, schon morgens auf nüchternen Magen, mein wahres Ich zeigen.

Dann geht es runter in die Küche und als erstes koche ich für meine Göttergattin und viel wichtiger für mich einen Kaffee. Ohne das mit Koffein versetzte schwarze Gold geht gar nichts um diese Uhrzeit.

Was zunächst als Entlastung der besten aller Ehefrauen gedacht war artet mittlerweile in Stress aus. In den ersten zwei Tagen habe ich noch ganz intuitiv das Produkt „Schulbrot“ entwickelt und auf den Markt gebracht. Da ging es in etwa um eine Scheibe Salami auf einem Vollkorn Brot mit einer Scheibe Tomate, oder aber für die vegetarische Dramaqueen um ein Brot mit Leerdammer Käse, aber bitte ohne Tomate - weil letzteres im rohen Zustand verabscheut wird.

Schon an Tag drei kamen die ersten Sonderwünsche auf mich zu. Erinnerte mich dann irgendwie an Key Account Kunden, die haben ja auch immer Sonderwünsche und irgendetwas zu meckern. Also wurde aus meiner einfachen Stulle mit Salami und einer Scheibe Tomate ein PREMIUM Snack, mit einem zusätzlichen Aufstrich aus Frischkäse und einem Hauch aus Senf, passend zur Edelsalami.

Woche 2 das normale Produkt reicht nicht mehr aus - neue Produkte müssen her da der Endverbraucher das Produkt ja kennt und um den Absatz zu steigern muss eben eine Alternative her. In enger Zusammenarbeit mit meinen Kunden habe ich jetzt ein neues Schulbrot entwickelt. Es soll den allgemeinen Trend nach einer nachhaltigen Ernährung decken, modern und stylish sein und auch Randgruppen wie Vegetarier nicht ausgrenzen. Es entsteht also das Tomaten/ Gurken Pesto Frischkäse Sandwich.

Zunächst wird die eine Hälfte mit Frischkäse bestrichen und danach mit einem Hauch Salz und Pfeffer verfeinert. Darauf wird in einem regelmäßigen Abstand nun ästhetisch ansprechend Gurkenscheiben und Tomatenscheiben im Wechsel dekoriert. Die andere Hälfte des Brotes wird mit der guten streichzarten Butter beschmiert, um die durch Hefe entstandenen Poren zu schließen, um wiederum auf dieser ebenen Oberfläche nun eine hauchdünne Schicht bestes, grünes Basilikum Pesto darauf zu verteilen. Dramaqueen erhält statt den Tomaten Paprika, an der Abneigung gegenüber Tomaten hat sich nichts geändert - da ist sie als Veggie eben vollkommen intolerant. Ich produziere nun mehr verschiedene Produkte und habe mein Angebot verdoppelt, das lässt auch die Kosten in der Beschaffung ansteigen. Muss ich doch jetzt für mehr Produkte die Zutaten bevorraten ohne genau zu wissen worauf man (Queen) so Appetit hat und da ich auf Frische achte habe ich manchmal ein paar Scheiben Tomate übrig.

Daraufhin haben meine "Key Account" Kunden noch eine neue Business Idee entwickelt, was ich mit den übrigen Tomatenscheiben machen könnte. Statt den praktischen und vollkommen unkomplizierten Frühstückscerealien mit Milch vor der Schule ist der neue Ansatz für 2 von 3 Queens - statt Cornflakes - ein Toast mit Frischkäse und Tomaten belegt zu zubereiten. Dieses neue Produkt verspricht viel Potential aus Kundensicht, da ich ja nun zweimal liefere, allerdings habe ich zusätzliche Arbeit und Kosten, denn jetzt muss ich noch mehr Geschirr abspülen - ach ja und mehr Geld verdiene ich auch nicht damit. Ist irgendwie wie das mit den Aufschneidern oder Sonderthemen. Daran verdient ja auch nur der Kunde und nie der Lieferant.

Woche 4 ich muss mich jetzt mit Retouren und der Endvermarktung auseinander setzen. Bei der großen Auswahl bleibt immer etwas übrig und wie im wahren Leben muss der Lieferant sich mit nicht verzehrter Ware auseinander setzen. Da machen es sich meine Kunden ganz leicht und geben mir die übrig gebliebenen Brote einfach zurück. Ich überlege ein Outlet zu eröffnen. Glücklicherweise habe ich einen Abnehmer für die Überhänge und Restposten gefunden. Unser Hund freut sich mit wedelndem Schwanz über die nichtverzehrten Pausenbrote.

Ich überlege ob ich nicht an die Börse gehen sollte mit der Geschäftsidee. Ein Logistik Lager hätte ich auch schon, mein riesiger side by side Kühlschrank, trotz Größe finde ich alles und kann pünktlich liefern. Eventuell könnte ich noch ein paar Zweigstellen eröffnen und Franchise Nehmer finden für das Produkt? Ich würde das mein Unternehmen die Pausenstullen International AG nennen.

Und vielleicht kaufe ich dann noch eine 2. Marke. Irgendwie etwas wie bridge to premium sollte es dann sein und vertikal.

Guten Appetit.

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