warum Amazon erfolgreich ist und Bücherläden schliessen müssen

Heute war ich in der Stadt um für einen guten Freund ein Buch als Geschenk zu kaufen. Sonst mache ich das immer online bei Amazon, aber heute wollte ich ganz klassisch dies in einer der letzten verbliebenen Buchhandlungen der Stadt kaufen.

Zunächst betrat ich den Laden und versuchte mich zu orientieren. Das war gar nicht so einfach. Überall lagen ohne ein erkennbares System Bücher in unterschiedlichen Farben und Größen auf allerlei Tischen herum. In der virtuellen Welt eines Online Shops bedient man sich dann an Filtern, hier ist das leider nicht möglich. Also suchte ich einem „humanoiden“ Filter - eine Verkäuferin. Nach einigen Minuten hatte ich dann auch ein solches Exemplar entdeckt und ging zielstrebig auf sie zu. Diese Buchverkäuferin stand gerade an einem der Terminals in denen man die Verfügbarkeit von Büchern prüfen kann, oder aber mit Hilfe von Schlagwörtern (neudeutsch wären das tags) entsprechende Literatur suchen kann. Mit einem freundlichen „Guten Tag“ begann ich das Gespräch und versuchte ihr knapp und so präzise wie möglich zu beschreiben was ich für ein Buch suchen würde. Sie schaute mich kurz an und teilte mir dann aber mit das ich mich doch bitte an ihre Kollegin wenden möchte, sie wäre für dieses Themengebiet nicht zuständig. Ihre Kollegin stand rund 3m entfernt und versuchte einem älteren Herrn zu erklären wie er das letzte update auf sein Tolino ohne Wifi bekäme. Da diese Verkäuferin gerade belegt war schaute ich mich um ob ich eine weitere freie Mitarbeiterin entdecken würde. Nur rund 2m entfernt entdeckte ich dann eine junge Frau mit einem Namensschild versehen wie sie gerade Bücher in den Regalen verstaute. Also ging ich zielstrebig auf sie zu und wiederholte noch einmal den Grund meines Besuches. Verlegen schaute mich dieses sehr junge Exemplar der aussterbenden Gattung der Büchereifachverkäuferin an. Dabei erklärte sie mir zögerlich, das sie „nur“ Praktikantin sei und ihr wäre es nicht gestattet Kunden bei der Suche zu unterstützen. Ich möge doch bitte eine ausgewachsene Büchereifachverkäuferin kontaktieren, am besten die da hinten. Ihr Finger verwies auf die Verkäuferin, die mir gerade vor 5min erklärt hatte, dass sie für mein Themengebiet nicht zuständig sei. Etwas ratlos erklärte ich der Praktikantin, dass ich doch genau von dort käme und man mich aber hier her geschickt hätte. Achselzuckend äußerte sie ihr Bedauern und verwies nun wieder auf die zweite Verkäuferin die mittlerweile sich mit dem Tolino update Problem zu ersten Verkäuferin begeben hatte um eine zweite Fachmeinung einzuholen. Im Online Business findet dann in der Regel der Kaufabbruch statt. Es nützte nix, stationär musste ich also warten. Nach unendlichen 7min schien das Tolino Problem mit vereinten Kräften gelöst zu sein und ich versuchte einen erneuten Versuch ein Buch stationär zu kaufen. Mit einem Lächeln hörte sich nun meine, für das Fachgebiet kompetente, Verkäuferin mein Anliegen an. Die tags lauteten, Social Media, unerfahren, lustig geschrieben und kurzweilig. Darauf hin sagte sie spontan: “ich glaube ich habe etwas für sie. Es gibt einen spannenden Krimi, das geht darum wie mit Hilfe der Sozialen Netzwerke Morde begangen werden!“ Ich überlegte einen Moment wie die tags Krimi, professionell und Mord zu meinen tags passen würden. Allerdings etwas zu lange, denn Siegessicher schritt sie bereits Richtung Krimi Abteilung. „äh, nein - ich suche doch etwas Lustiges“ rief ich ihr hinterher. Wie auf ein unsichtbares Kommando drehte sie sich um und schritt etwas mechanisch zurück an den Terminal. Hier gab sie dann meine Suchbegriffe in eine alten Windows Oberfläche ein. Eine Liste mit ca. 10 möglichen Büchern erschien. Kompetent analysierte sie die Ergebnisse und mit einem breiten Grinsen teilte sie mir ihre Wahl mit. „ Das Internet muss weg“ so lautete der reißerische Titel. Könnte passen dachte ich, während sie mir erklärte das sie nur noch schnell schauen wolle wo genau sich das Buch hier befinde. Mit einem Lächeln erklärte sie mir dann das dass Buch wohl irgendwo auf der 2. Etage sei, wo wüsste sie auch nicht, aber ich könnte ja Oben noch einmal fragen. Ich bedankte mich höflich für ihre Mühe, entschied mich aber die Buchhandlung unauffällig aber direkt zu verlassen. Ich werde jetzt entweder das Buch bei Amazon bestellen, das bekomme ich dann direkt nach Hause geliefert, oder ich besorge einen Gutschein. Heute habe ich aber verstanden warum so mancher stationärer Händler nicht überleben wird und Schuld ist nicht das Internet, sondern inkompetente Verkäufer die ihre potentiellen Kunden einfach nicht bedienen wollen, dürfen oder eben auch könne.

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