#Valentinstag

Ich frage mich gerade was hat das mit dem Hype um den Valentinstag auf sich hat?

So ganz am Anfang einer romantischen Beziehung, wenn noch keiner so genau weiß wie lange das „Projekt“ Beziehung laufen wird hat dies doch einen gewissen Charme mit all der Symbolik rund um diesen Feiertag. Da soll man träumen, denn wüsste so manch junges und frisch verliebtes Pärchen was das Zusammenleben über einen Zeitraum +5Jahre bedeutet kann, dann würden die meisten Vertreter der Generation Z in ihrer erstrebten, perfekten Work & Life Balance Insta Welt sich vermutlich heulend unter #nofuture in ihren Betten verkriechen.

Die Gastronomie hat sich den Valentinstag auch zu Nutze gemacht und bietet nun überteuerte Menüs unter dem Deckmantel der Romantik an. Und weil wir immer noch glauben wir müssten unseren Liebsten imponieren hinterfragen wir dies nicht einmal sondern bezahlen bereitwillig 100€ und mehr für ein mittelmäßiges 3-Gänge Menü in einem überfüllten Restaurant. Und dann sitzt man da mit seiner Liebsten und hat sich nichts Romantisches zu erzählen. Dieser sentimentale Zustand ist nicht mehr existent wenn man bereits alles über den anderen weiß, auch das er schnarcht und sich die Hände vor dem Essen möglicherweise nicht wäscht.

Schon letztes Jahr hatte mich eine Erkältung ins Bett gezwungen und wir mussten die sündhaft teuren Karten eines „IN“ Spaniers in der „Provinz“ Bielefeld ungenutzt verstreichen lassen. Und da schon wieder zum gleichen Zeitpunkt gerade jetzt eine Erkältung im Anflug ist frage ich mich gerade ob dies ein Abwehrmechanismus meines Körpers ist um die Sinnhaftigkeit dieses Tages für mich einfach mal in Frage zu stellen.

Der Valentinstag Fluch hat bereits vor zwei Jahren begonnen da hatte die beste aller Ehefrauen die geniale Idee, das wir den Show Tempel unter den Bielefelder Restaurants zum Valentinstag besuchen. Jenes Restaurant in der sich die selbsternannte Prominenz gerne selbst feiert, wo es ums sehen und gesehen werden geht und es als Ritterschlag gilt, wenn man vom Personal persönlich, namentlich per Handschlag begrüßt wird. Mir ist das Ganze zu wider, daher meide ich seit Jahren diesen Ort.

Nun wollte ich Schatzi ihre Überraschung nicht vermiesen und machte gute Miene zum überkandidelten „IN“ Restaurant.

Das Essen war gut und da man uns nicht kannte, konnten wir auch in Ruhe essen, ohne ständig eine Bemerkung des geschulten, aber penetranten Personals ungefragt über uns ergehen zu lassen.

Es schien so als ob Cupido, der Liebesbote es gut mit mir meinen würde, bis zu jenem denkwürdigen Moment als der Tisch zu meiner Rechten neu eingedeckt wurde. Ich hoffte auf eine Pärchen in unserem Alter, mit dem man sich unverbindlich unterhalten könnte. Nach fast 20Jahren Ehe hat man ja auch schon fast alles irgendwann einmal seiner Liebsten erzählt. Und so könnte man sein Wissen über Erlebtes an diesem Abend noch einmal auffrischen. Während die beste aller Ehefrauen also genüsslich in das Brot, eingetunkt im dem guten Olivenöl biss schweifte mein Blick hinaus an ihr vorbei auf die Fußgängerzone. Plötzlich tangierte der Umriss eines Pärchens mein Blickfeld. Ich erkannte die beiden sofort, es war mein Chef mit seiner hübschen aber sehr wortkargen Ehefrau und sie gingen am Tempel der Eitelkeiten vorbei. Ich fragte mich noch wo diese zwei ihren romantischen Abend verbringen werden, als die Tür zum „IN“ Italiener aufflog und die beiden das Restaurant betraten. In meiner Panik blickte ich mich um, um herauszufinden wo die beiden wohl Platz nehmen würden. Allerdings war der einzig freie Platz der Tisch neben uns. Mit einem freundlichen aber reservierten „Guten Abend“ begrüßte ich die beiden. Mein Abend war gelaufen. Auf der Liste der 10 Menschen die ich abends nicht bei einem romantischen Dinner begegnen möchte gehören diese beiden definitiv dazu. Hatte ich nicht genügend Einsatz gebracht, die Schwelle zu diesem übertriebenen Ort der „look at me“ Gemeinde zu gehen? Musste ausgerechnet der mit seiner Frau neben uns Platz nehmen?

Zum Glück hatten wir unseren Hauptgang schon bestellt und statt einem Dessert zum Abschluss des Ganzen ergriffen wir die Flucht. Seit dem liegt ein Fluch über meinem Valentinstag und ich werde regelmäßig krank - vermutlich ein reiner Schutzmechanismus meines Körpers. Um diesen Fluch zu brechen müsste ich eventuell mir eine neue Partnerin suchen, das scheidet aber aus und so bleibt das ich diesen Tag nicht feiern werde, sondern mich mit meiner Erkältung ins Bett legen werde. Falls dann die beste aller Ehefrauen ab und zu nach mir schaut, ob ich noch lebe - hat das dann doch auch irgendwie etwas romantisches, oder nicht?