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Heute ist also der letzte Tag meines VHS Kurses über Facebook, Instagram und Co. Mir fällt das Aufstehen schwer, aber mit der Aussicht auf das Wochenende quäle ich mich doch aus dem Bett.
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Beautyqueen kämpft gegen den Rest der Welt und gegen die Pubertät, bisher sind zum Glück nur Beleidigungen gefallen.
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Das zu Fuß gehen zur Bahnstation hat mittlerweile Routine angenommen und emotionslos wie die anderen Fahrgäste nehme ich irgendwo in der Straßenbahn Platz.
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Ich betrete den Schulungsraum 262. Silvia und Michael sind schon da. Es herrscht großes Schweigen - ich will auch nicht reden - habe keinen Kommunikationsbedarf mehr.
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Thomas starrt auf seinen Rechner. Vermutlich ist er nach der Woche mit uns durch und freut sich nur noch auf den Nachmittag, wenn er uns dann in unsere digitale Wüste entlassen kann und uns nie wieder sehen wird. Zumindest nicht im world wide web.
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Mein Blick schweift unbewusst zu Michael. Ich befürchte er wird nicht viel von dem Kurs gebrauchen können. Vermutlich wollte er wie Trump durch eine Wählermanipulation an die Macht in Bielefeld kommen, aber dafür müsste man das ja auch verstehen was hier erzählt wird, oder viel Geld haben. Beides schließe ich hier mal aus.
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Zur(Abschieds)Feier des Tages hat Thomas sich wieder in Schale geworfen. Heute in einem frechen roten Vichy Karo in Kombination mit der für meinen persönlichen Geschmack zu gelbstichigen Chinos. Aber man kann ja nicht alles haben. Digital ganz vorne bedeutet nicht modisch stilsicher.
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Iris hat Muffins für alle gebacken und Nussecken - ganz „oldschool“ nach Rezept. Sie genießt den letzten Tag offensichtlich, weil dann niemand mehr nach dem Facebook Account fragen wird.
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Mit der bereits erlebten und tolerierten verbalen Überheblichkeit als Stilmittel fragt Thomas in unsere Runde der digitalen Steinzeitmenschen, ob wir heute Morgen schon die Zeit gelesen hätten? „Hör mal! ich schmiere morgens die Brote für drei Pubertiere - Du lässt es vermutlich von deiner Frau machen und scrollst ein wenig währenddessen auf Deinem Smartphone rum“ denke ich mir. Egal, ist eh heute der letzte Tag und ich will mich nicht mehr darüber ärgern.
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Thomas macht sich jetzt über Facebook lustig und prophezeit das Ende von Facebook. Toll, das hätte er doch schon am Montag sagen können. Hätte viel Tränen und Schweiß für uns alle hier im Kurs erspart.
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Frauke legt einen grandiosen Endspurt hin und meldet sich zu Wort. Sie hat gestern zu Hause nach dem Essen kochen und dem Ausnehmen einiger Jagdtrophäen tatsächlich noch Zeit gehabt und war im world wide web. Dort hat sie Erstaunlicherweise weibliche Jägerinnen entdeckt. Ganze 10% der Jägerschaft sind wohl Frauen und schießen in der Republik auf Hasen, Rehe und was sonst bei drei nicht auf dem Baum ist. Thomas findet diese Spezifizierung doof. Ist er doch für alles offen und braucht in seiner oberflächlichen Art keine Eingruppierung.
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Thomas fragt sich warum Hotels sich als gayfriendly ausweisen und ob dann andere Hotels dann intolerant wären, wenn sie dieses Attribut nicht haben. Er findet das doof. Ich nicht, möchte mal sehen wie er reagiert wenn im Nebenzimmer eine Gay Gangbang-Fisting Party stattfindet und er mit seiner Durchschnittsfamilie daneben eingebucht ist. Wie er das dann wohl findet?
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Zurück zum eigentlichen Kurs und der unglaublichen Welt der Wunder und der Philosophie von Thomas.
Nebenbei irgendwo zwischen bitly.com und netvibes erfahren wir noch das Thomas ewig leben will, zumindest will er der Entscheider seines Ablebens sein und sich bei Bedarf ein Herz aus einem 3D Drucker schnitzen lassen.
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Ich befürchte ich benötige auch einen 3D Drucker. Den kann ich mir allerdings in meiner aktuellen Situation nicht leisten.
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Wir sind jetzt bei netvibes angekommen und Antonia will sich einfach nicht einloggen - ihr wisst schon.
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Ich bin Thomas irgendwie dankbar, das er nie durch die Reihen geht um zu kontrollieren was wir wirklich machen, oder können. Das ist aber wohl auch Selbstschutz bei ihm. So hat er zumindest das Gefühl wir verstehen wovon er spricht.
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Um die Situation aufzulockern erzählt Thomas jetzt wieder vom Busfahrer aus dem Freizeitpark, der von seinem Chef geschickt worden ist, um herauszufinden wie viele Busse der Konkurrenz vor den Toren stehen. So langsam gehen ihm bei unserer geballten Inkompetenz vermutlich die Geschichten aus, oder er hält uns tatsächlich für digitale Demenz kranke Patienten und wiederholt die Geschichten deshalb von Dienstag.
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Ich hatte für einen flüchtigen Moment Mitleid mit Thomas als sich wieder 60% des Kurses mit Inkompetenz profilierte. Das verfliegt aber wieder schnell als wir unser Dashboard erstellen sollen und auch bei mir nix klappt.
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Ich schaue zu Gerhardt rüber. Der ist dann entweder bei Wikipedia um sich die Begriffe zu erklären die Thomas uns so salopp entgegen schleudert, oder auf TV Today um sich schon mal zu überlegen was er heute Abend mit Mutti zusammen auf dem Sofa schaut. Bis heute konnte er sich nicht erfolgreich irgendwo einloggen.
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Gleich ist Mittagspause, die Kaffeepause wird von Thomas gestrichen. Er meint wir wären so gut wie durch, ich sehe das auch so - wir sind „durch“ und Beratungsresistent.
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Thomas hatte schon mal Besuch von einer Kursteilnehmerin zu Hause. War wohl eine Stalkerin! Er warnt uns vor - wir sollen den Ball bloß flach halten und nie, nicht bei ihm zu Hause vorbeischauen.
Außer Regina will wohl keiner was von Thomas - eventuell träumt Michael noch von Thomas, zumindest von einem Support für die nächste Wahl.
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Thomas quält sich offensichtlich durch die letzten Stunden und erzählt von sich und seinen persönlichen Sichtweisen.
Dabei redet er über die große weite Welt und erklärt uns senilen, digitalen Primaten die selbige - und die Muttis lachen darüber, ich nicht. Ich erkenne meine digitale Inkompetenz trotz virtueller Demenz.
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Thomas ist Stall dran sagt Regina - was sie wohl damit meint?
Ich verstehe den ostwestfälischen Humor nicht, oder ist dass ein Tinder Geheim Code? Ich will das nicht wissen und vor allem mir nicht vorstellen.
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Erlösung-der Kurs hat sein Ende gefunden. Ich glaube es sind alle froh darüber.
Antonia, weil sie nun nicht mehr aufgefordert wird irgendwo ihre E-mail Adresse preiszugeben.
Iris, weil sie sich nie wieder bei Facebook einloggen muss.
Gerhard, weil er jetzt wieder zu Hause im Sessel schlafen kann und dafür nicht extra 100km fahren muss. Ich schätze nur das seine Frau sich gewünscht hätte das der Kurs länger geht.
Ich bin gespannt auf die Schokoladen Manufaktur von Regina, bis dahin werde ich weiterhin vermutlich den „Supermarkt Schokoladen Dreck fressen“ müssen.
Silvia, Frauke und Elke werde ich vermutlich nie mehr sehen. Nur Lydia hat meine Freundschaftsanfrage auf Facebook beantwortet. Danke an dieser Stelle.
Ja und Thomas...?, der folgt ja nur dem Michael auf Instagram - ist vermutlich FDP Wähler, passt ja. Mir folgt er nicht, ist auch ok - sonst hätte ich den Eindruck ich müsste mehr machen auf Social Media.
Zum Schluss:
Es war eine tolle Woche mit unglaublichen Erfahrungen.
Danke an alle die mitgemacht haben, ich werde Euch nie vergessen.