#Summer Sale

Gerade hat der Sommer Einzug in Deutschland da hat sich der deutsche Bekleidungsfachhandel gedacht es wäre das Beste für uns Endverbraucher bevor wir in den Urlaub fahren uns mit SALE zu beglücken. Denn an wen sollten sie denn sonst ihre hängen gebliebene Ware verkaufen wenn wir uns auf „Malle“ oder andern Ortes tummeln. Die daheim gebliebenen Babyboomers die nicht mehr mit ihren „Kindern“ vereisen müssen und die Sparangebote zwischen den Urlaubssaisons wählen, sitzen ja eh lieber in Eiscafés statt sich das 10. Ringelshirt zu kaufen.

Nun fragte mich neulich meine Tochter woher der alljährliche SALE Wahnsinn kämme?

Irgendwann vermutlich in den frühen Anfängen der 2000er sind vermeintliche „Retail Fachleute“ wie Unkraut aus den Terrassen Ritzen empor gekrochen und haben der deutschen Bekleidungsindustrie wahr machen wollen das man am besten so früh wie möglich in der Saison die Flächen mit viel Ware vollpumpt, denn durch Warendruck sollte Umsatz entstehen. Wann das tatsächlich mal funktioniert haben soll, daran kann ich mich mit fast 25Jahren Berufserfahrung nicht erinnern. Aber nachdem man nun die Flächen seit dieser Zeit im November mit Frühjahr/ Sommer Ware geflutet wird, seit dem hoffen die deutsche Bekleidungsindustrie und der Bekleidungshandel das dass ja auch mal aufgehen könnte, dabei ist die Chance so groß wie ein 6er im Lotto.

Nachdem nun allerlei ½ Arm Shirts und sommerliche Blusen sich auf die Flächen Monat für Monat drängen und die geplanten Quadratmeter zum überlaufen bringen, werden die bedarfsgerechten Artikel wie Wintermäntel und Strick passend zum statischen, metrologischen und kalendarischen Winter im Dezember reduziert.

Nach Weihnachten und dem SALE im Januar (der manchmal sich bis in den März ziehen kann) wird im Februar der nachweislich seit mehr als hundert Jahren der kälteste Monat des Jahres im Bereich DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) ist weiterhin mit Frühjahr/ Sommer Ware beliefert, immer in der Hoffnung das es noch den einen oder andern Endkonsumenten mit einem antizyklischen Kaufverhalten gibt. Uns so stapeln sich die Berge an „nicht bedarfsgerechter“ Bekleidung in den Lagern und der ein oder andere „schlaue Vertriebler“ beginnt bevor überhaupt ein Kunde kauft mit der weiteren schlauen Erfindung der Retail Experten - dem „Warentausch“. Dabei ist das Problem nicht die Ware, es ist einfach zu viel Ware zum falschen Zeitpunkt.

Der März ist doch oft noch zu kalt, im April oder dann im Mai macht man dann zumindest einmal guten Umsatz. Bevor Irgendeiner aus dem Club mit der tollen Idee des „Mid Season Sale“ startet und somit auch den letzten Konsumenten darauf aufmerksam macht das nun bald der SALE, pardon der Sommer vor der Tür steht. Was man nicht wirklich braucht das schiebt man auf, denn die Industrie hat ja neben den vollen Flächen, auch die vollen Lager entwickelt - wie auch die schöne These der endlos Regale.

Am Ende haben Entscheider, Berater und vermeintliche Experten die deutsche Bekleidungsindustrie samt Handel in diese Situation getrieben.

Verstehen tut das alles meine Tochter nicht, muss sie auch nicht, sie wächst aber damit auf und wird dieses Paradoxon irgendwann als normal empfinden.

Der deutschen Bekleidungsindustrie darf man nur alles Gute dabei wünschen.